Kurz bevor meine ambulante Betreuerin heute Mittag gegangen ist, sagte sie zu mir: „Frau Annie, Sie haben heute schon richtig viel geschafft!“ Und dieser Satz fühlte sich für einen kurzen Augenblick unheimlich gut an. Es ist etwas in Bewegung. Nein, das ist irgendwie untertrieben. Es ist sogar eine Menge in Bewegung, auch wenn mir mein Leben in den letzten beiden Monaten eher wie ein Stillstand vorgekommen ist.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich unheimlich dankbar für meine neue ambulante Betreuung bin. Es war die beste Entscheidung des Jahres, den zuständigen Träger zu wechseln *mir selbst auf die Schulter klopf*. Auf einmal ergeben sich Möglichkeiten, die ich vorher gar nicht auf dem Schirm hatte. Woher auch? Das Wissen hätte schließlich meine alte Betreuerin mitbringen müssen. In den Monaten seit dem Wechsel haben wir – meine neue BeWo und ich – schon mehr in die Wege geleitet als in den ganzen zweieinhalb Jahren Betreuung zuvor.
Okay, der Vergleich ist nicht unbedingt fair, weil die Bedingungen zeitweise völlig andere waren. Immerhin hat Corona alles ein wenig durcheinandergeworfen. Außerdem war ich vor anderthalb bis zwei Jahren auch noch gar nicht an dem Punkt, an dem ich heute bin. Nämlich endlich in Therapie. Ein ganz wichtiger Baustein und Halt. Und da ist der Wunsch Wille, hart an mir zu arbeiten. Für echte Veränderung. Ich möchte meine (sozialen) Ängste angehen – neue Menschen in mein Leben lassen, ohne gleich davonzulaufen – und mich zurück in den Beruf wagen.
Nächste Woche habe ich einen Termin bei meiner Arbeitsvermittlerin. Ich will diese Beratung. Und doch bin ich auch sehr nervös. Meine Betreuerin und ich haben heute ein kleines Brainstorming gemacht, um mich auf das Gespräch vorzubereiten. Sie hat mich gefragt, in welchem Bereich ich mir vorstellen könne, wieder in die Arbeit einzusteigen. Hätte sie mich das vor ein paar Monaten gefragt, hätte ich absolut keine Ahnung gehabt. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob ich wirklich in meinen erlernten Beruf zurück möchte. Aber heute war irgendetwas anders. Ich hatte echt einige gute Ideen. Visionen. Vorstellungen.
Das Problem an der Sache ist nur, dass ich mir mittlerweile kaum noch etwas zutraue. Sobald in einer Stellenanzeige etwas gefordert wird, was ich bisher weder gemacht noch gelernt habe, bin ich raus. Dabei verlangt ja niemand von mir (außer vllt. mein Herr Kritiker), dass ich von vorne herein perfekt sein muss. Es ist völlig in Ordnung nicht direkt alles zu wissen. Ich darf nachfragen; und ich darf dazulernen. Schließlich bin ich nicht auf den Kopf gefallen 😉
Manchmal wünsche ich mir die gewonnene Selbstsicherheit durch meine erste Arbeitstelle zurück. Dort bin ich trotz – vllt. auch wegen – der chaotischen Umstände über mich hinausgewachsen. Ich habe mir immer wieder aufs Neue bewiesen, wie gut ich in meinem Tun sein kann. Heute ist es schwer, mir das überhaupt nur vorzustellen. Alles verpufft. Obwohl; eine ganz leise Ahnung habe ich noch. Sie erscheint nur sehr sehr weit weg.
Ich wünsche dir von Herzen, dass du ein gutes und konstruktives Gespräch mit deiner Arbeitsvermittlerin nächste Woche haben wirst.
Ich denke an dich!🤗❣️
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Liebe Helma,
herzlichen Dank für deinen Kommentar. Ich werde hinterher sicherlich berichten, wie es gelaufen ist. Das ist alles unglaublich aufregend. Immerhin bin ich schon seit 4 Jahren aus dem Arbeitsleben raus. Ich möchte wieder zurück und gleichzeitig auch nicht 😉
Viele Grüße von Annie
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