Seelenbeitrag Tag 13
Gestern hatte ich nur einen leichten Druck hinter meiner Stirn. Heute bin ich mit Migräne aufgewacht. Ich übe mich in Akzeptanz, weil ich sowieso nicht viel daran ändern kann. Aber mein Gedankenkarussell ging schon vor dem Aufstehen im Bett los.
Warum heute? Bitte nicht heute! Ich habe doch noch einiges auf der To Do Liste, was ich vor der Woche schaffen wollte. Die Woche wird sowieso mega stressig durch die vielen Termine. Wie soll ich da noch den Rest packen? Das schaffe niemals! Und dann versinke ich im Chaos!
Katastrophendenken deluxe! Das kenne ich schon von mir. Mein erstes Beruhigungsmittel der Wahl war folgender Satz: „Der Tag hat ja noch einige Stunden. Wenn es besser werden sollte, kann ich ganz langsam ein paar Aufgaben erledigen.“ Leider hält der nicht lange vor. Spätestens nach ein bis zwei Stunden meldet sich mein Herr Kritiker ganz sicher wieder zu Wort. Wieso greift ihr* mich eigentlich immer genau dann an, wenn ich am verletztlichsten bin? Ist das fair?! Das Wichtigste ist doch erst einmal, dass die Schmerzen besser werden. Also Jalousien runter, Tabletten einnehmen, Wasser trinken und ausruhen. Es ist völlig in Ordnung, an diesen Tagen nur in der Wohnung zu sein!
Ich habe dann mal gecheckt, ob die Woche wirklich so stressig wird, wie ich es mir gerade ausmale. Ja, ich habe viele Termine, aber an zwei Tagen kommt auch meine Betreuerin. Und ich darf sie um Hilfe bitten. Auch wenn ich mich schäme. Obwohl die Scham nicht das einzige ist, was es mir schwer macht, sie zu fragen. Leider fange ich schnell an zu brodeln, wenn sie etwas (Banales) tut, das mir die (gefühlte) Kontrolle über das Geschehen entzieht. Beim gemeinsamen Spülen z. B. nimmt sie das Geschirr so entgegen, dass sie meinen Boden volltropft und hinterher alles nass ist. Eigentlich kein großes Ding, aber mich regt es total auf. Ich werde innerlich unruhig. Bisher habe ich nie etwas gesagt, aber es stört mich schon. Und totzdem bin ich ihr natürlich auch dankbar, wenn sie mir hilft.
Irgendwie ist alles schwierig. Alleine mit meinen Gedanken sein ist schwierig. Um Hilfe bitten ist schwierig. Mich einfach meinem ‚Schicksal‘ ergeben ist auch schwierig. Das will ich nämlich nicht! Gerade bin ich dankbar, dass die Medikamente endlich wirken. Mein Körper ist zwar erschöpft, aber mein Kopf ist schmerzfrei! Also übe ich mich weiter in Akzeptanz. Es ist heute so, wie es ist! Morgen ist ein neuer Tag. Und ich darf jeden Tag neu beginnen, neu entscheiden und muss das heute nicht schon mit den Problemen von morgen zerdenken.
*damit meine ich meine destruktiven Anteile