Gedankenspiele

Wie können automatischen Gedanken unsere Gefühle und Reaktionen beeinflussen?

 

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Bei jedem von uns arbeitet der Kopf den ganzen Tag auf Hochtouren. Viele Gedanken sind unbewusst und laufen im Hinterstübchen ab. Wir kommentieren unablässig alles was wir sehen, hören, fühlen, riechen oder auch tun. Je nachdem wie wir eine Situation in eine unserer Schubladen einordnen, entstehen daraus unsere Gefühle und Reaktionen.
Ich bin ein sehr nachdenklicher Mensch. Bekannte wie auch unbekannte Situationen kann ich bis ins kleinste Details „zerdenken“. Dementsprechend fühle ich mich dann auch und treffe spontane Entscheidungen, die mir nicht immer gut tun.

Ein Beispiel
Du fährst auf der Autobahn und hinter dir fährt jemand dicht auf, fängt an zu hupen und blinken. Was geht dir durch den Kopf? Viele Menschen denken: „A…loch. Was will der denn? Ich werd’s ihm schon zeigen…” Du bleibst dann in der linken Spur, bremst vielleicht sogar noch ab und fängst an laut zu schimpfen. Wie fühlst du dich? Wahrscheinlich wütend, frustriert, sauer, genervt. Wenn man am Ziel ankommt, wird man diese Wut an irgendjemandem auslassen. Angenommen dies passiert auf dem Weg nach Hause. Der Vater kommt kochend an, fällt fast über den Rucksack des Sohnes, der neben der Tür steht, und fängt an seinen Sohn anzuschreien. Der Sohn hatte heute zufällig gute Laune und wollte eigentlich mit seinem Vater über eine mögliche Lehrstelle reden. Jetzt hat er dazu natürlich keine Lust mehr. Er nimmt seinen Rucksack, schlägt die Tür hinter sich zu und verbringt die Nacht bei einem Freund, wo er sich betrinkt. Am nächsten Tag schwänzt er die Schule und verliert damit die Möglichkeit dieser Lehrstelle.

Das Beispiel ist natürlich etwas überspitzt dargestellt, aber es macht deutlich wie eine kleine Situation durch automatische Gedanken, deren Interpretation und die daraus entstehenden Gefühle einen ganzen Abend für mehrere Beteiligte (mit eventuellen zukünftigen Folgen) ruinieren kann. Wie sieht also eine Alternative aus?

Du fährst auf der Autobahn und hinter dir fährt jemand dicht auf, fängt an zu hupen und blinken. Du denkst: “Mensch, der hat’s aber eilig. Hoffentlich ist nichts schlimmes passiert.” Du fährst in die rechte Spur (auch wenn vor dir 5 weitere Autos genauso langsam fahren wie du), lässt das schnelle Auto vorbei und fährst weiter. Wie fühlt man sich? Unverändert, neutral, zufrieden, vielleicht sogar neugierig auf zu Hause, denn der Sohn hatte etwas von einer Lehrstelle angedeutet. Man kommt zu Hause an und der Sohn hat erstaunlicherweise tatsächlich gute Laune. Vater und Sohn haben ein gutes Gespräch über eine mögliche Lehrstelle für ihn. Es läuft so gut, dass sie sich anschliessend sogar zusammen das Fußballspiel im Fernsehen anschauen – etwas, das sie schon seit ein paar Jahren nicht mehr getan haben.

Viele unserer automatischen Gedanken bilden sich so schnell, dass wir die plötzlich entstandenen Gefühle nicht zuordnen können. Uns ist nicht bewusst wieso wir auf einmal vor Wut die Faust ballen oder die nächste Person vor überschwänglicher Freude umarmen möchten. Einen großen Anteil dieser Gedanken stammt aus unserer Kindheit und wir verändern sie im Laufe unseres Lebens nur selten.

Je nachdem wie wir Interpretationen kennengelernt haben, können unsere Gedanken folgendermaßen aussehen:

  • Alle Menschen nutzen mich aus, wenn ich nett zu ihnen bin
  • Ich darf mir keine Fehler erlauben
  • Irren ist menschlich, keiner ist perfekt
  • Das Leben macht mir Spaß

Wie du siehst, müssen sie nicht nur negativ sein!

Automatische Gedanken

Ereignis → Gedanken/Interpretationen → Gefühle → Verhalten/Reaktion → Konsequenzen

Wenn du wie ich dazu neigst viele Situationen negativ zu „zerdenken“ und zu interpretieren, dann kann das enormen Einfluss auf deine alltäglichen Gefühle, Reaktionen und Beziehungen haben. Für mich ist es nicht leicht diese Gedanken aufzuspüren und zu hinterfragen. Allerdings ist es notwendig um keine Energien zu verschwenden oder weitreichende „Schäden“ zu verhindern. Viele unserer Gedanken waren einmal hilfreich. Nun liegt es an uns zu überprüfen ob sie es wirklich noch sind.

Dazu kannst du die folgende Tabelle nutzen – ich mache es eher auf gedanklicher Ebene. Trotzdem bin ich der Meinung schriftlich wäre es wesentlich effektiver.

Kopiere die folgende Tabelle und schreibe eine Woche lang jeden Tag 3 Ereignisse auf, die recht starke Gefühle in dir verursachten. Was ging dir durch den Kopf kurz bevor du dir der Gefühle bewusst wurdest? Welche automatischen Gedanken haben zu diesen Gedanken und Gefühlen beigetragen?

 

Ereignis
Gedanken/Interpretationen
Automatische Gedanken
Gefühle

Für eine ausführliche Anleitung bitte HIER entlang

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