Seelenbeitrag Tag 19
Heute ist schon der letzte Tag im Juni und damit auch der letzte Tag meiner selbstgewählten Challenge. Ab der Mitte des Monats lief hier gar nichts mehr nach Plan. Aber vlt. ist es genau das, was ich noch lernen darf. Dass eben nicht immer alles nach Plan laufen muss. Dass es chaotisch sein darf. Dass es abwechslungsreich sein darf. Und nichts davon ist wirklich schlecht (immer diese Bewertungen). In den letzten beiden Wochen habe ich mich sehr in Akzeptanz geübt. Etwas anderes blieb mir teilweise auch gar nicht übrig. Mein Körper gibt gerade den Rhythmus der Tage vor.
Gestern war ich in der Nachbarstadt unterwegs. Meine psychiatrische Ambulanz brauchte noch die Krankenkassenkarte für dieses Quartal. Und was ist passiert? Ich stand an der Anmeldung, kramte meine Geldbörse aus der Tasche und wollte die Karte herausholen. Nur war dort keine Karte drin. Ich war für einen kurzen Augenblick irritiert, aber mir dämmerte sofort, wo sie lag. Nach dem ganzen Notaufnahme-Desaster letzte Woche hatte ich sie gedankenlos in eine meiner Jacken gesteckt. Nun stand ich also dort in der Ambulanz und stammelte vor mich hin, dass ich die Karte wohl vergessen habe. Das war mir sowas von unangenehm. Gleichzeitig spürte ich an den Rändern Ärger und Panik aufflackern.
Ich hätte mich selbst verfluchen können, ich hätte die Ambulanz verfluchen können und ich hätte die beschissene Situation in der Notaufnahme verfluchen können. Mir ist es jedoch irgendwie gelungen, mehr oder weniger ruhig zu bleiben. Keine Ahnung, ob ich die Gefühle in diesem Moment einfach nur zur Seite geschoben habe oder ob es der Versuch war, die Situation anzunehmen, wie sie gerade ist. Ja, es war schon ärgerlich, weil ich heute noch einmal in die Nachbarstadt fahren und zusätzlich zwei Termine kurzfristig absagen musste. Aber auf seltsame Art fühlte es sich auch in Ordnung an.
Für die nächsten Tage habe ich nur einen groben Plan. Zur Zeit ist alles so unbeständig, dass ich Raum für Flexibilität lassen möchte. Okay, seien wir ehrlich: das klingt leichter als es wirklich ist! Mein Herr Kritiker mault weiter rum, dass ich endlich den Hintern hochkriegen soll, denn schließlich stehe die Wohnungsampel auf Orange. Und gleichzeitig ist die Panik, im absoluten Chaos zu enden, gar nicht mehr so groß, wie sie einmal war. Ich bin mir sogar relativ sicher, dass ich es in den nächsten Tagen schaffen werde, wieder etwas mehr Wohlfühlordnung in meine Wohnung zu bringen.
Jeden Tag nehmen, wie er kommt. Jeden Tag darauf achten, was geht und was nicht. Und dabei bemerken, dass all die befürchteten Katastrophenszenarien ausbleiben. Das fühlt sich schon auch ein wenig gut an.