Seelenbeitrag Tag 2
Ich konnte meine Hausärztin heute wieder nicht erreichen, um nach meinen Blutwerten zu fragen. Dabei will ich doch nur wissen, ob ich auffällige Schilddrüsenwerte habe. Jetzt muss ich bis Freitag warten und hoffen, dass sie sich nicht wegen des Feiertags freigenommen hat. Mein Puls ist auch noch nicht besser, obwohl ich das Medikament gestern Abend weggelassen habe. Das macht mir eine scheiß Angst. Dabei war ich doch erst am Montag zum CheckUp inklusive EKG. Und da war alles in Ordnung. Wären die Blutwerte extrem aufällig, hätte meine Ärztin mich doch sicherlich angerufen?!
Außerdem bin ich schon wieder von meiner BeWo genervt. Es macht mich einfach jedes Mal aufs Neue wütend, wenn sie meine Themen zu ihren macht. Ich will gar nicht wissen, was sie mit welcher Klientin in den Hilfeplan aufgenommen hat oder wie scheiße die Versorgung durch ErnährungsberaterInnen in unserer Stadt ist. Das ist meine verdammte Zeit, die ich nutzen möchte, wie ich es will. Und heute wollte ich ihr doch nur erzählen, wie mein Arzttermin gelaufen ist und worüber ich unzufrieden war. Aber irgendwie entwickeln sich unsere Termine (in meiner Wahrnehmung) häufiger mal zu einem (privaten) Kaffeeplausch, in dem sie mir Dinge erzählt, die mich erstens nichts angehen und zweitens auch absolut nicht interessieren. Ich war kurz davor, etwas zu sagen, aber habe mich dann doch nicht getraut.
Irgendwie stoßen wir immer mal wieder aneinander. Manchmal schaffe ich, etwas zu sagen, manchmal nicht. Ich frage mich, ob unsere Zusammenarbeit gut für mich ist. Natürlich bin ich froh, Unterstützung zu bekommen, aber zu welchem Preis? Ihr Verhalten erinnert mich zu oft an meine Kindheit. Da werden definitiv ganz alte Gefühle getriggert. Zum Beispiel wenn sie meine angefangenen Gespräche auf sich selbst lenkt, anstatt bei mir zu bleiben, dann fühlt es sich an als wäre ich unwichtig, egal. Genau wie bei uns früher zu Hause.
Nur weil ich ‚fitter‘ als der Rest ihrer Klientel bin, heißt das nicht, dass ich genug Kapazitäten für ihr(e) Gelaber Belange habe. Das ist auch gar nicht meine Aufgabe! Keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Der ASB hat zu wenig MitarbeiterInnen, um einen Wechsel zu ermöglichen. Also müsste ich mir eigentlich einen neuen Träger suchen. Aber schon allein der Gedanke, mich wieder auf die Suche zu machen und nicht zu wissen, wen ich mir dann ins Haus hole, lässt mich zurückschrecken.
Am Ende bleibt wohl nur eins: Ich muss mit ihr darüber sprechen!
Moin, Annie,
schönes Selbst-Schreib-Projekt, dass du da gestartet hast.
Die Situation, die du mit deiner „BeWo“ beschreibst, erinnert mich stark an Situationen, die ich auch über mich ergehen lasse. So wie bei dir hat sich jedoch mittlerweile ein inneres Spüren eingestellt, wenn es sich nicht richtig anfühlt. Richtig im Sinne von „jetzt geht es um mich“.
Das finde ich an sich schon Mal erfreulich, reicht aber ja nicht.
Denn ähnlich wie du es in deinen gedanklichen Lösungsansätzen beschreibst, fange ich dann an im Außen Erleichterung zu suchen. Doch neulich … siehe da! … kam aus mir ein „Halt! Stopp!“ zu der betreffenden Person, die mir weitere tolle Dinge aus ihrem Alltag berichten wollte, schön an der Oberfläche unserer Begegnung, die Tiefe und auch die Schwierigkeiten miteinander vermeidend.
Nun – es gibt ja für alles eine Zeit. Da war also dieses STOPP! Und – natürlich ging die Welt nicht unter geschweige denn endete die Beziehung/Freundschaft/dasIrgendwas. Ich benannte daraufhin mein wirkliches Empfinden und es entstand Verbindung und wirklicher Kontakt und Austausch.
Was will ich damit sagen oder erreichen? Ich möchte einfach ein bisserl Mut machen. Dich zu trauen. Dich zu zumuten. Es zu wagen.
Gehen können wir noch immer.
Ich halte übrigens den Spiegel schön vor mich, wenn ich so was schreibe. 🙂
LG Klaus
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Lieber Klaus,
danke für deinen Kommentar! Ich kam noch gar nicht dazu auf alles zu antworten. Glückwunsch, dass du schon im Außen ein Stopp kommunzieren konntest. Mir fällt das noch total schwer! Das ein oder andere Mal konnte ich sagen, dass die Worte gerade nicht hilfreich sind. Allerdings versteht sie häufiger mal meine Sichtweise nicht. Und das macht es wiederum kompliziert. Lass uns lernen, mehr zu uns selbst zu stehen!
Viele Grüße
Annie
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