Borderline, Depression

Abgeschlagen

Mich nervt es total, wie sehr mein Energielevel in den letzten Wochen schwankt. Fast wie bei einem kaputten Akku, der nach dem Aufladen gerade mal 80% anzeigt und nach der ersten Benutzung direkt auf 30% fällt. Gestern noch habe ich mich über einen Hauch an Motivation gefreut. Ich bin für einen Spaziergang im Park gewesen, habe die leicht wärmenden Sonnenstrahlen genossen und in der Gartenanlage aka Kleintierzuchtverein Tiere beobachtet. Die weiße Puschelmama (ein Seidenhuhn – einfach mal googlen) hat kleine süße Flauscheküken. Und nebenan waren die riesigen Laufenten am Start.

Heute jedoch kam ich bis mittags nicht aus dem Bett. Ich fühlte mich völlig erschöpft, unfähig mich nur irgendwie zu bewegen. Geschweige denn die ganzen Aufgaben zu erledigen, die ich mir vorgenommen hatte. Eine echte scheiß Situation. Nix ist planbar. Alles läuft durcheinander. Inneres Chaos und Unsicherheit.

Aber vielleicht lässt mich die Depression gerade auch etwas lernen?! Dass es z. B. völlig in Ordnung ist, Pläne abzuändern oder komplett über Bord zu schmeißen. Dass ich von Tag zu Tag, manchmal auch von Stunde zu Stunde, schauen darf, was geht und was nicht. Ich übe mich im Flexibel Sein. Und dass es nicht die Katastrophe mit sich bringt, die mein innerer Kritiker mir jedes Mal prophezeit. Trotzdem wäre es schön, wieder mehr Kontinuität zu haben.

Wenn ich bei dem Bild mit dem Akku bleibe, stellt sich die Frage, wie ich meine Energie wieder aufladen kann?! Genau das ist aber (m)ein Problem! Manchmal hilft es mir, mich an der frischen Luft zu bewegen, Tiere zu beobachten, an einem Bild zu malen, mit Freundinnen zu sprechen oder Musik laut aufzudrehen, mitzusingen und durchs Zimmer zu tanzen. Aber manchmal helfen genau diese Dinge so absolut gar nicht! Was dann?!

Wann darf ich mal einen Tag nur auf dem Sofa verbringen und absolut nichts tun? Und wäre das sinnvoll? Wann ist ein Ausruhen (k)eine Vermeidung? Vielleicht ist es dieses Mal ein Ausruhen und ein anderes Mal Vermeidung?! Mir ist natürlich klar, dass es darauf keine ‚wirkliche‘ Antwort gibt. Und vielleicht ist es auch einfach überflüssig, sich darüber so viele Gedanken zu machen, denn das Wesentliche ist, dass ich in dieser schwierigen Zeit, liebevoll mit mir umgehe – meinen inneren Kritiker in die Schranken weise und der kleinen Annie eine fürsorgliche Hand reiche.

Wie schaut euer Energielevel zur Zeit aus? Was tut ihr, um eure Akkus wieder aufzuladen? Und wie wichtig sind euch feste Pläne im Alltag? Könnt ihr flexibel sein?

8 Gedanken zu „Abgeschlagen“

  1. Hallo liebe Annie💖,
    Ich kann so gut nachvollziehen, was du schreibst.
    Mein Energielevel schwankt seit Wochen extrem und ist nicht vorhersehbar oder beeinflussbar. Gerade letzte Woche war ich so antriebslos und heute laufe ich wieder auf Hochtouren, ja ich würde schon sagen im Autopilot und dann kann mich auch nichts mehr bremsen.
    Pläne sind mir total wichtig. Sie geben mir Sicherheit, und lassen mich besser fühlen?🤷‍♀️ Sie helfen mir aber auch den Kritiker zu bremsen. Und flexibel sein, ist so eine Sache… es gibt Momente, da bin ich spontan und dann brauche ich doch wieder die Sicherheit. Aber wir üben uns ja jedes Wochenende an Flexibilität😉😍

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    1. Hallo liebe Kimi,
      Ich kenne auch das Gefühl im ‚flow‘ zu sein und am liebsten alles gleichzeitig angehen und machen zu wollen. Allerdings haut es mich dann ganz schnell völlig aus den Latschen. Und dann direkt für mehrere Tage. Deshalb muss ich immer schauen, dass ich mit der Energie, die ich habe, gut umgehe. Den Akku nicht vollständig entleere.

      Du schreibst, dass die Pläne deinen Kritiker bremsen, was ich irgendwie spannend finde. Bei mir geben sie eher zusätzlichen Stoff, mich fertigzumachen, weil wieder etwas nicht gut genug gemacht worden ist oder ich mich wieder einmal nicht an meine Pläne gehalten habe. Ich denke übrigens, dass es völlig normal ist, ab und zu Sicherheit zu brauchen. Die Frage ist nur, wann sie uns be-hindert. Vielleicht gilt es die Mitte zwischen absoluter Flexibilität und starren Plänen zu finden?!

      Danke für deine Gedanken ❤

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      1. Ja, to do Pläne helfen mir, Dinge mit gutem Gewissen heute nicht mehr zu machen, weil sie für Tag x geplant sind, so fällt es mir leichter, nicht alles sofort fertig zu haben, weil ich weiß, dass es am Tag x gemacht wird. Darauf springt der Fordernde meist gut an.

        Die Mitte finden: Kein entweder oder, sondern sowohl als auch👍 Ein bisschen von Beidem💖 die Wahl zu haben, ist auch wieder flexibel.

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      2. Da hast du für dich ja schon eine gute Strategie gefunden. Gelingt es dir denn, dich an die Pläne zu halten oder kannst du flexibel sein? Für mich ist das schon arg ein zweischneidiges Schwert. Einerseits brauche ich meine täglichen To Do’s, andererseits kann es eben auch ziemlich unter Druck setzen.
        Viele Grüße von Annie mit Herz 💖

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    2. Dies soll eine Antwort auf Annies Artikel sein, mein Browser erlaubt aber gerade nur die Antwort auf Kimis Nachricht.

      Mir ging es am Montag genauso wie Dir, Annie. Und ich denke, wir müssen in unseren Planungen flexibler sein als andere, um uns nicht zu überfordern. Sprich, uns nicht nur nicht zuviel vornehmen, sondern auch so gut wie möglich auf uns hören, um mitzukriegen, wenn eine Planung nicht mehr passt. Das ist dann jedes Mal eine Übung in Achtsamkeit + Selbstfürsorge + Begrenzen des Fordernden und Strafenden. Bei der wir den beiden letzteren entgegenhalten können, dass dieses gesunde erwachsene Verhalten eine Leistung für sich ist, die wir erbringen, die herausfordernd ist und auf die wir stolz sein können!

      Was Entgegengesetztes Handeln angeht habe ich gelernt, dass es dabei darum geht, starken Emotionen, die zu selbstschädigenden Impulsen führen, nicht zu folgen. Damit ist laut Fr. D. also nicht gemeint, Dinge zu tun, die uns (beispielsweise in der Depression) noch weiter erschöpfen. Insofern ist es genau richtig, bei Erschöpfung Erholung zu suchen, worin auch immer diese jeweils liegt. Und nicht in eine Handlung zu gehen, die wir als anstrengend und oder belastend empfinden.

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      1. Hallo liebe Karin,
        du hast so Recht mit dem was du sagst! Mir fällt es nur unglaublich schwer, die starren Muster aufzulösen, obwohl ich auch schon fleißig daran arbeite. Mein Körper sagt mir manchmal zu spät, dass es nicht mehr geht – gerade wenn ich im Flow bin. Ich habe übrigens gestern Abend meinen Stolz in meine Tagesgedanken einfließen lassen. Zuerst habe ich alle Gedanken meines inneren Kritikers aufgeschrieben und dann entgegengehalten, auf was ich stolz bin. Dazu kam noch in roter fetter Schrift dieser Satz: Mehr bringt eben nicht immer mehr!! Wie machst du das eigentlich? Sprichst du in Gedanken mit den ‚kritischen‘ Anteilen oder schreibst du auch Tagebuch etc.?

        Ich bin etwas zwiegespalten mit der Ansicht von Frau D. In der Depression ist es immer wieder ein Austarieren, was geht und was nicht. Und manchmal muss man sich überwinden statt auszuruhen. Nicht umsonst ist Aktivierung eine der Strategien, die man in depressiven Phasen anwenden sollte. Mir fällt es nur unglaublich schwer, den schmalen Grat zwischen Vermeidung und Ausruhen zu erkennen.

        Ganz viele Grüße 🌸

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  2. Ich spreche in Gedanken, und manchmal auch laut, gegen den Kritiker an! Im Sinne von: „Nein, ich bin nicht blöd!“ Oder: „Das kann passieren. Ich mache mir dafür keine Vorwürfe!“. Manchmal benutze ich auch Imagination für schädliche Gedanken, also schiebe die Vorwürfe im Geiste hinter eine Mauer.

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    1. Das laute Ansprechen ist sicherlich auch eine sehr gute Strategie. Wenn ich zu Hause bin und es keiner hören kann, mache ich das auch manchmal 😄 Ich beneide dich ein wenig, dass du mit Imaginationen arbeiten kannst. Bei mir funktioniert das fast nie. Irgendetwas sträubt sich auch dagegen, es immer wieder zu probieren. Dabei weiß ich, dass es eine Übungssache ist. Wieso kann es nicht einfacher sein?!

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