Es fühlt sich unheimlich gut an, wenn die Energie jeden Tag ein bisschen mehr zurückkommt. Wenn der Körper nach und nach die Erschöpfung loslässt. Und nicht mehr jede kleine Aufgabe wie ein unüberwindbarer Berg erscheint. In den letzten Tagen war es wieder einmal besonders schlimm. Die Woche fing mit einer heftigen Migräne an, die mich körperlich vollkommen ausgelaugt hat. Am Mittwoch erreichte ich dann den absoluten Tiefpunkt. Nichts ging mehr. Kein Antrieb, keine Freude, keine Motivation.
Nachmittags habe ich mich noch bei ekligem Nieselregen zu einem Spaziergang aufgerafft. Entgegengesetztes Handeln. Doch dieses Mal half es nicht. Durchgefroren endete ich auf meinem Sofa, weil ich von 30 Minuten an der frischen Luft dermaßen erschöpft war, dass ich gefühlt bis zum nächsten Morgen hätte schlafen können. Am Abend hatte ich starke Schmerzen und war so verzweifelt, dass ich kaum noch wusste, wohin mit mir. Ich schaltete meine Lichterketten an, legte mich ins Halbdunkel meines Wohnzimmers und umklammerte mein Kuschelkissen. Dann fiel mir eine Übung aus meinem Buch über Selbstmitgefühl ein. Ganz sanft strich ich über meine Arme, streichelte meine Wange und sprach der kleinen Annie ein wenig Trost zu.
Und was soll ich sagen?! Ich habe diesen Tag überstanden! Wieder einmal. Auch wenn die Depression mir einflüstern möchte, dass das niemals geschehen wird. Es ist jedes Mal verdammt anstrengend, die Hoffnung nicht völlig zu verlieren. Trotzdem lasse ich nichts unversucht, um wohlwollender mit mir durch diese Phasen zu gehen. Es bringt eben auch nichts, mich noch zusätzlich fertigzumachen, weil ein Anteil mal wieder der Meinung ist, ich habe zu wenig getan und wäre ein faules Stück Sch***. Nein, das bin ich ganz und gar nicht!
Ich achte auf mich, plane realistisch und schaffe mehr als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Auf meiner ‚Was ich heute alles geschafft habe‚-Liste in meinem Bullet Journal notiere ich jeden noch so kleinen Schritt. Von aus dem Bett aufstehen, den Schlafanzug ausziehen, bequeme Kleidung anziehen über Haare kämen, Frühstück zubereiten (Banane schälen, Schale in den Müll werfen, Banane kleinschneiden, Haferflocken und Leinsamen in die Schüssel füllen, Joghurt aus dem Kühlschrank nehmen und dazugeben, Joghurt zurückstellen, Löffel aus der Schublade holen) und essen bis Mülltüte aus dem Mülleimer nehmen, neue Mülltüte einspannen, Wäsche aus dem Wäschekorb nehmen, in den Keller laufen, Mülltüte draußen entsorgen, die Waschmaschine befüllen und anstellen darf dort alles drauf.
Mein innerer Kritiker lacht natürlich über diese ‚lächerliche‘ Liste, aber ich lasse ihn einfach lachen. Draußen vor der geschlossenen Haustür. Am Ende des Tage habe ich nämlich schwarz auf weiß, was ich alles doch irgendwie hinbekommen habe, obwohl ich morgens noch dachte, nicht einmal aus dem Bett aufstehen zu können.
Jetzt ziehe ich gleich meine Jacke an, schnüre die Schuhe und werde die Regenpause für einen kleinen Spaziergang nutzen. Vielleicht hilft die Bewegung an der frischen Luft ja heute. Und wenn nicht, dann ist das auch völlig in Ordnung! Denn langsam, ganz langsam, wird es besser.
Du kannst so stolz auf Dich sein! Was Du leistest, ist bewundernswert. Halte durch 🙂
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Danke, liebe Karin. Mir bleibt auch nichts übrig außer Durchhalten. Ich gebe mein Bestes.
Viele Grüße von Annie
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Du stehst im Kampf. Wir stehen im Kampf und wir werden ihn gewinnen, den Kritiker endlich besiegen. Der Weg ist nicht einfach, aber wir werden ihn finden 😘
Ich habe das Arbeitsblatt aus der Klinik über die kritischen Gedanken und die Umformung in mitfühlende Gedanken wieder herausgeholt. Und ich muss sagen, dass hilft mir etwas. Selbstmitgefühl ist so bedeutend und ich bin dankbar, dass wir uns zusammen wöchentlich darin üben🥰
Ganz Liebe Grüße Kimi 💖
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Liebe Kimi,
vlt ist es gar nicht nötig unseren Kritiker komplett zu besiegen. Ich fände es schon hilfreich, mit meinem Fordernden gesunde Kompromisse zu finden.
Ich habe tatsächlich die Übung wieder total verdrängt, aber danke für die Erinnerung! Es ist toll, dass wir uns beim Selbstmitgefühl gegenseitig unterstützen ❤️
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Gesunde Kompromisse sind sehr gut. Einen kleinen Kritiker an der Seite zu haben, ist sehr hilfreich. Aber diese positiven Aspekte wollen noch gefunden werden.
Und da können wir bestimmt auf unsere Erfahrungen zum Selbstmitgefühl zurückgreifen ❤️
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Ich denke, dass der fordernde Teil uns auch hilft, unsere Aufgaben und Ziele zu erreichen. Es stellt sich aber die Frage, wie er das tut?! Motivierend oder destruktiv? Daran können wir definitiv arbeiten.
Viele Grüße von Annie 🌼
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