Alltag, Depression

Der Kampf gegen alte Muster

Ich bin gerade wirklich froh, dass diese schreckliche Arbeitswoche ein Ende gefunden hat. Wenn ich meine Gefühlslage in einem Bild beschreiben müsste, wäre es eine Achterbahn mit niemals endenden Loopings. Ständig drehen sich meine Gedanken rund um die Arbeit und liefern ganz viel Nahrung für meine Selbstzweifel.

Es gab keinen Morgen ohne die bleierne Schwere von Müdigkeit, Motivationslosigkeit und Verzweiflung. Am Montag war es besonders schlimm, da ich durch meine Bronchitis letzte Woche total aus der Routine gefallen bin. Das ist jedes Mal eine mittlere Katastrophe, da ich Regelmäßigkeiten für (m)ein stabiles Gefühlsleben brauche.

Ich zwang mich also jeden verdammten Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu fahren, egal wie kraftlos ich war. Es wäre so einfach gewesen, mich alten Mustern hinzugeben, aber ich habe es nicht getan. Früher wäre ich liegen geblieben, hätte jeden Anruf von der Arbeitsstelle ignoriert und mich immer weiter in den Strudel aus Rechtfertigungen und Selbstvorwürfen sinken lassen.

Für einen kurzen Augenblick habe ich darüber nachgedacht zum Arzt zu gehen, um mich krankschreiben zu lassen. Das hätte es jedoch auch nicht besser gemacht. Umso länger ich nämlich vermeide, umso schwieriger wird es für mich, wieder aus der Vermeidung herauszukommen.

Das Dilemma an der Sache ist nur, dass es unheimlich viel Energie kostet gegen meine alten Muster anzugehen. Neben den ganzen Problemen am Arbeitsplatz, muss ich noch zusätzlich gegen mich selbst kämpfen. Irgendwie ist es gar nicht so verwunderlich, dass ich emotional und körperlich müde völlig erschöpft bin.

Meine Haut ist in den letzten Wochen sehr dünn geworden – bildlich gesprochen. Ich nehme ruppige Äußerungen von Kollegen sehr schnell persönlich und unterstelle ihnen, gegen mich zu sein. Teilweise muss ich mich arg beherrschen nicht zu weinen. Mehrmals saß ich diese Woche an meinem Schreibtisch und hätte am liebsten die Tränen laufen lassen.

Ehrlich gesagt habe ich schon, in all meiner empfundenen Not, zur Beruhigung Stellenangebote durchgesehen. Es wäre aber Quatsch, sofort an Kündigung zu denken, nur weil ich gerade in allen Bereichen meiner Arbeit an meine Grenzen stoße. Immerhin möchte doch ein klitzekleiner Anteil in mir, an dieser Aufgabe wachsen – nicht davonlaufen, wenn es schwierig wird.

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12 Gedanken zu „Der Kampf gegen alte Muster“

    1. Danke Nicole für deine Worte. Wahrscheinlich gibt es eher Milchkaffee und Obst – ich muss wieder mehr auf gesündere Ernährung achten. Das trägt ja bekanntlich auch zum Wohlfühlen bei 😉
      Im Augenblick bin ich einfach happy, dass ich heute alles in meinem Tempo angehen kann und die Sonne scheint!

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    1. Liebe Agnes,
      auch für deine Worte ein herzliches Dankeschön! Übers WE versuche ich ein wenig Kraft zu tanken. Nachher geht es raus in die Sonne zu einem Spaziergang.
      Schönes Wochenende!

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  1. Bin auch der Meinung dass du stolz sein kannst und dich den Dingen gestellt hast.
    Mach weiter und schöpfe Kraft aus solchen Situationen.
    GLG
    Martina

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    1. Liebe Martina,
      Kraft schöpfe ich aus solchen Situationen leider noch nicht – da lasse ich eher meine ganze Energie. Aber das Wochenende nutze ich zum Auftanken – so gut es mir eben gelingt. Ich freue mich, dass die Sonne scheint, denn es hilft mir, mich einfach besser zu fühlen.
      Viele Grüße von Annie

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  2. Oh das klingt echt hart. Und sehr sehr anstrengend. Ich kann sehr verstehen, wie sehr es dich fertig macht. Und die alten Muster sind dann immer so verlockend. Gibt es keine Möglichkeit die Probleme am Arbeitsplatz in eine lösbare Richtung zu schieben? Kannst du mit jemanden darüber sprechen?
    Herzlichst Alice

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  3. Ich schließe mich den anderen an.und du kannst mächtig stolz auf dich sein, auch wenn es viel Kraft kostet. Du hast nicht aufgegeben, obwohl das der einfachere Weg gewesen wäre. Du schaffst das
    Liebe Grüße

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  4. Liebe Annie,
    ich kenne Frust mit der Arbeit und „ertappe“ mich selbst auch dabei, Stellenausschreibungen zu lesen für andere Stellen. Was mich aktuell davon abhält ist der Gedanke, dass eine andere Stelle oder ganz andere Arbeit genau so Momente des Frust hat wie meine aktuelle. Also kann ich genau so gut bleiben. Wobei meine Situation anders ist als deine und du in dich reinhören solltest, was dir Probleme bereitet und ob das möglich ist zu regeln (ob mit dir selbst und/oder den Kollegen) oder nicht doch ein Wechsel in Frage kommt.
    Zur Frage, wie alte Muster abgelegt werden können: ich denke, dein Ansatz ist gut und richtig. Unangenehme Situationen vermeiden wir gerne und Krankschreibung wäre eine Möglichkeit für dich gewesen. Aber es ist nur ein Aufschieben und ändert nichts und wird vor allem nicht besser, dadurch dass du wie lange auch immer krankgeschrieben gewesen wärest. Toll, dass du diesen Weg nicht gegangen bist!
    Ich finde es übrigens einfacher, nicht gegen etwas zu kämpfen. Wie wäre es, eine positive Motivation zu finden für Veränderung? Strengt weniger an als Kampf gegen etwas.
    Ich war zum Beispiel ein halbes Jahr alleine im Büro. Bis eine Kollegin aus einem anderen Büro erzählte, noch eine andere Kollegin wäre alleine im Büro im Keller und würde sich sicher freuen, zu mir zu kommen. Also habe ich die gleich angeschrieben, dass ich noch 2 Arbeitsplätze bei mir hätte, ob sie nicht kommen möchte. Sie wollte und 2 Wochen später war sie schon bei mir. Also aktiv schauen, was geändert werden kann, damit es besser gefällt. Mein Profil an meinem Arbeitsplatz hat etwa 10 Bilder von einem kreativen, leicht verrückten (im Positiven) Schauspieler, den ich aktuell sehr mag. Ich wechsele an manchen Tagen die Bilder mehrmals am Tag. So gestalte ich mir meinen Platz, dass ich zufrieden bin. Ab und zu minimiere ich dann alle Programme und schaue kurz auf mein Desktopbild. Aktuell ist es ein Bild, wo der Schauspieler in einem Feld mit Kürbissen hockt. Passend zu Oktober und Halloween. Das hilft mir ganz konkret bei der Arbeit. Vielleicht kannst du dir auch Sprüche/Karten oder so etwas machen. Wir haben eine Leine auf der Toilette mit diversen Karten mit Sprüchen drauf. Ich habe neulich ein Schild an unsere Tür angebracht: „Wilkommen in unserem Büro. Treten Sie herein und lassen Sie etwas von dem Glück hier, das Sie mit sich bringen.“ Brachte einige Kollegen zum Schmunzeln. Es sind abgewandelt die ersten Worte, die Dracula an den Makler richtet, als dieser auf sein Schloss kommt, um ihm beim Umzug nach London zu helfen.
    Kämpfe nicht gegen alte Muster. Finde Wege und Motivationen für andere Muster. Und wenn dich die Arbeit oder Kollegen frustrieren, such das Gespräch oder zumindest für dich mental die Möglichkeit, dass du motiviert bleibst. Kampf macht müde. Motivation bestärkt positiv und treibt weiter voran. Aktiv gestalten. Zumindest für dich selbst mental. Finde ich ganz wichtig. Ich hinterlasse mal im Feld Homepage einen Link zu einem Blogeintrag, den ich vor Jahren geschrieben habe zur Gestaltung meines Zimmers damals noch bei meinen Eltern. Hoffe, das klappt so.
    Ups, das war jetzt fast ein eigener Blogeintrag, so lang. Tschuldigung! 😉

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    1. Danke Sarah für deine lieben Worte. Unser Büro ist leider wirklich kein Wohlfühlplatz, aber ich habe mir schon einen eigenen Kalender mit schönen Bildern und einen Spruch hingestellt. Ansonsten versuche ich schon Impulse zu setzen und Input für eine Veränderung zu geben, jedoch habe ich nicht wirklich Hoffnung, dass es auf lange Sicht fruchtet – leider. Aktuell warte ich noch auf ein Gespräch mit meiner Vorgesetzten über mein Unwohlsein.

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      1. Hallo Annie,
        ich bin ein wenig schockiert, dass euer Büro ungemütlich ist. Ihr verbringt doch alle einen gewissen Teil eurer Arbeitszeit dort. Da muss so ein Raum doch halbwegs ansprechend gestaltet sein, finde ich. Muss ja nicht gleich ein Sofa sein, wie es der Ermittler Patrick Jane in „The Mentalist“ angeschleppt hat für seine Ecke des Büros. Evtl. setzt ihr Kollegen euch mal zusammen oder jeder überlegt für sich schriftlich und ihr sammelt so, wie ihr das Büro gemütlicher haben könnt?
        Alles Gute für das Gespräch mit deiner Vorgesetzten! Halt mich mal auf dem Laufenden.

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      2. Im Augenblick haben wir wenig Möglichkeiten etwas zu tun, da noch allerhand ‚Zeug‘ herumliegt, was erst einmal abgeholt werden müsste. Immerhin kamen heute schon 2 von 3 neuen Bürostühlen 😀 Der Dritte wurde zur falschen Stelle geliefert. Ich hoffe wir bekommen ganz ganz schnell Jalousie, denn bei der Sonne im Moment haben wir eine Gratissauna 😉

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