Es ist Freitag!
… und ich bin verdammt stolz auf mich, dass ich die ganze Woche aufgestanden und zur Arbeit gegangen bin. Das war gar nicht so einfach – eher Schwerstarbeit.
Am Montag war ich noch erholt von meinem Urlaub, aber ab Dienstag musste ich mich jeden Tag aus dem Bett quälen und immer wieder die gleiche Diskussion im Kopf ertragen.
Ich bin sooooo müde, ich schaffe es nicht aufzustehen. Ich melde mich einfach krank, es ist ja sowieso nichts los. – Nein, das geht nicht, ich bin gerade erst verlängert worden und will nicht gleich nach dem Urlaub krank machen. Ich schaffe den Tag schon. – Aber ich bin so unendlich erschöpft und müde. Die Zeit absitzen ist wirklich anstrengend.
Zur Zeit ist meine ganze Arbeitssituation im Umbruch. Meine Kollegin ist mittlerweile weg, weil ihr Vertrag ausgelaufen ist. Daher sollte ich ab dieser Woche auch wieder um 8 statt um 9 Uhr anfangen. Das bedeutet ich muss um 6 statt um 7 Uhr aufstehen. Diese eine Stunde früher ist für mich absolut kräfteraubend. An zwei Nachmittagen war ich so erschöpft, dass ich mich für ein Nickerchen zwei Stunden hinlegen musste. Egal wieviel ich gerade schlafe, es ist gefühlt nie genug.
Ab August wechsel ich in ein neues Team und arbeite dann mit Jugendlichen/jungen Erwachsenen. Bis diese Entscheidung wirklich in Stein gemeißelt war, dauerte ewig. Außerdem musste ich bis kurz vor Ablauf meines befristeten Vertrags auf die schriftliche Verlängerung warten. Mir hing also sprichwörtlich die Unsicherheit im Nacken. Ich mag einfach keine Unsicherheiten! In meiner Familie musste ich früher schon genügend Unsicherheiten aushalten und kompensieren. Kein Wunder, dass ich mit solchen Situationen selbst heute noch Probleme habe.
Meine Therapeutin meinte, meine negativen (suizidalen) Gedanken seien verständlich, weil die kleine Annie diese als Sicherheit in der Unsicherheit brauchte. Ich habe nie aktiv gehandelt, aber die Gedanken vom Dach zu springen und tot im Garten zu liegen, waren für mein inneres Kind sehr beruhigend. Heute befallen sie mich, wenn ich in unvorhersehbare Situationen gerate, die mich emotional überlasten. Dann schießt mir durch den Kopf „Ich könnte aus dem Fenster springen. Ich könnte mich vor die Bahn fallen lassen. Ich könnte meinen Körper aufschneiden.“ Natürlich ist das keine Lösung – es ‚beruhigt‘ mich einfach nur so zu denken.
Hey liebe Annie,
vielleicht ists an der Zeit, der kleinen Annie andere und vor allem „schönere“ Sicherheiten in die Hand zu geben? Oder sie auch einfach mal in den Arm zu nehmen und zu sagen „Hey, alles in Ordnung, ich bring uns da schon durch!“
Das mit Deiner Arbeitssituation kann ich nur zu gut verstehen. Mit Stress und zu viel Arbeit konnte ich im Büro auch immer gut leben, aber Langeweile kann sooooo nervenzehrend sein! Aber Du packst das; es ist nicht mehr lange!
Grüßli,
Jo und so 😀
LikeLike
Liebe Jo,
du hast Recht. Es ist an der Zeit mehr mit der kleinen Annie zu arbeiten. Das meint sogar meine Therapeutin. Es fällt mir nur immer wieder schwer mich darauf einzulassen und genau hinzuschauen, weil ich mich ihr gegenüber oftmals hilflos fühle. Keine Ahnung, ob du so etwas auch kennst?! Danke, dass es dich gibt!
Annie
LikeLike
Annie,
ich bin stolz auf dich, dass du jeden Tag aufgestanden und zur Arbeit bist. Das morgens nicht aufstehen wollen weil man noch soooo müde ist, kenne ich zu gut auch das Bedürfnis nach einem Mittagsschlaf. Ich kenne sogar Tage an denen ich so müde bin, dass ich mich um 18 Uhr ins Bett gelegt habe und bis zum nächsten Tag mehr oder weniger durchgeschlafen habe.
Leider kenne ich auch die beruhigende Wirkung der Suizidgedanken. Ich glaube für viele außen stehende ist das nur sehr schwer nachzuvollziehen. Für mich kommt dann auch immer noch die kleine Revoluterin hoch die sagt: „Ich könnt machen was ihr wollt, dieses Stück Freiheit könnt ihr mir nicht nehmen. Hier entscheide ICH!“ Ob das vernünftig ist – na eher nicht – aber es beruhigt.
Freust Du dich auf die neue Aufgabe? Und es sind auch nur noch 2 Wochen bis August!!!!
LikeLike
Danke Lila für deine netten Worte! Ich denke die Wirkung kommt daher, da wir es, wie du schon sagst, in der Hand hat. Ich entscheide, was ich in meinem Leben tu. Ich bin der Herr äh die Frau über mich. Wenn es gar nicht mehr besser wird, dann gibt es noch diesen einen möglichen Ausgang. Vielleicht beruhigt es daher?
Ich freue mich schon sehr auf die neue Herausforderung. Zur Zeit halte ich die Situation schwer aus, da wenig zu tun ist. Zeit absitzen ist nicht mein Ding. Daher wird schon jeder Tag gezählt 😉
Viele Grüße von Annie
LikeLike
Liebe Annie, schön, dass dich in meinem frischen Depriblogbuch etwas berührt.
Für mich ist dieses Bild mit der kleinen Annie und dem Sicherheitsgefühl durch Todesvorstellungen ein guter für mich neuer Gedanke.
Ich nenne meinen kleinen K. in mir auch gerne den unversorgten Teil. Und ich tue mich richtig, richtig Schwer Kontakt zu bekommen und ihn zu halten. Wie zu mir eben.
Ich kann der Depri auch nicht den Kampf ansagen. Viele Versuche zeigten mir, dass ich dabei stets den Kürzeren ziehe und nur noch erschöpfter werde.
Ich versuche, mich mehr und mehr kennen zu lernen, so wie ich bin und zu lernen, mich so anzunehmen. Das verändert irgendwas.
Gänseblümchen sind so zäh. Sie kommen immer wieder. Und sie strahlen! Alles kleine Sonnen!
LikeLike
Lieber Klaus,
lieben Dank für deinen Kommentar. Es ist keine einfache Aufgabe, Kontakt zu unseren kindlichen Anteilen herzustellen. Schon gar nicht, wenn dieser Teil in der Vergangenheit viel Ablehnung erfahren musste. Irgendwie müssen wir ihm wieder Vertrauen und Kontinuität geben. Nur wie genau das geht, weiß ich auch noch nicht.
Viele Grüße von Annie
LikeLike