Meine erste Arbeitswoche ist geschafft! …und ich bin verdammt stolz durchgehalten zu haben!
Jetzt aber ganz von vorne…
Am 10. Oktober war mein erster richtiger Arbeitstag nach einem Jahr Arbeitslosigkeit und teilweise frustrierender Stellensuche. Vor einigen Jahren habe ich nicht daran geglaubt, jemals an diesen Punkt in meinem Leben zu gelangen. Da erschien mir das ’normale‘ Arbeitsleben als ein Zustand, den ich keinesfalls erreichen werde. Und jetzt stand ich also pünktlich um 8 Uhr vor der Tür meines Chefs für meine erste richtige Stelle – nicht irgendein Nebenjob!
Ich zerbrach mir vorher nicht einmal den Kopf, was alles Schreckliches passieren könnte. Dabei verlief der Einstieg einer Freundin bei dem gleichen Unternehmen in der benachbarten Stadt so ganz und gar nicht optimal. Natürlich fragte ich mich, ob die Kollegen und Teilnehmer nett sind, ich richtig eingearbeitet werde und mit den Aufgaben klar komme. Doch meine völlig abwegigen Gedankenspiralen blieben erstaunlicherweise aus.
Selbst einen Tag vorher sagte ich mir noch: „Lass es einfach auf dich zukommen!“
….und doch trieb mich der erste Arbeitstag emotional an mein Limit!
Meine Kollegin, die für meine Einarbeitung zuständig ist war, stellte vieles verzerrt dar, so dass ich einen völlig falschen Einblick in den Arbeitsalltag erhielt. Von Stunde zu Stunde wurde ich demotivierter und verzweifelter. Ich stellte mir immer häufiger die Frage: „Wo bin ich hier gelandet und wie komme ich schnellstens wieder weg?
Je mehr Zeit verstrich, umso drängender wurde mein Bedürfnis, einfach wegzulaufen. Am liebsten direkt zum Chef, Vertrag zerreißen und nie wieder auftauchen!
Zu Hause weinte ich so viel wie schon lange nicht mehr. Die Tränen rannen ohne Ende, ich schluchzte und schnappte nach Luft. Wenn ich dachte, mich gefangen zu haben, brach der Damm von Neuem. Ich bin mir nicht sicher, welche Emotionen des letzten Jahres sich zusätzlich in die Tränen mischten. In mir war eine pure Verzweiflung. Ich stellte auf einmal alles, was ich erreicht hatte, in Frage.
„Bin ich fähig als Sozialarbeiterin zu arbeiten? Bin ich überhaupt in der Lage zu arbeiten? Ist mein Leben wirklich lebenswert?“
Ich fühlte mich von der Situation überrollt – völlig handlungsunfähig. Telefonate mit guten Freunden halfen mir nicht aus meiner emotional überforderten Lage herauszukommen. Also sah ich nur noch den Ausweg meiner Therapeutin, die gerade in Elternzeit ist, eine Nachricht zu schicken. Ich hatte ihre Handynummer für absolute Notfälle abgespeichert und bisher nie genutzt. Sie rief mich auch tatsächlich an, wofür ich ihr immer noch sehr dankbar bin. Wir sortierten ein wenig meine Gedanken und entwickelten einen gemeinsamen Schlachtplan für die nächsten Tage.
Erstes kleines Ziel: „Ich schaffe mir bei meinem Projektleiter Klarheit!“
Ein etwas größeres Ziel: „Ich werde es schaffen diese Woche durchzuhalten!“
Dadurch gelang es mir tatsächlich aus dem Gefühl der Handlungsunfähigkeit herauszukommen und ich begriff, dass ich sehr wohl fähig bin, eine neue Richtung zu wählen. Selbst wenn es nicht DIE erfüllendste Arbeit ever sein sollte, ist sie doch eine Erfahrung wert! Also sprach ich meinen Projektleiter am zweiten Arbeitstag mit weichen Knien an. Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Bereits nach diesem Gespräch wurde mir vieles klarer, z. B. was meine Aufgaben sind.
Ich legte also mit Tatendrang los und verspürte sogar eine gewisse Freude an der Arbeit. Innerhalb einer Woche habe ich mich eigenständig so weit eingearbeitet, dass mein Projektleiter mich schon zweimal gelobt hat. Da meine Kollegin fast die gesamte Zeit schon erkrankt ist, habe ich mein eigenes System entwickelt, mit dem ich echt zufrieden bin. Mittlerweile bin ich in meiner zweiten Arbeitswoche angekommen. Jeder Tag ist eine Überraschung, weil ich nie weiß, was auf mich zukommen wird – und wisst ihr was? Das ist völlig in Ordnung! Es macht mir Spaß, mit den Teilnehmern zu arbeiten.
Ich möchte euch ermutigen in ausweglosen Situationen nicht zu verharren. Geht in die Aktion, lasst euch nicht handlungsunfähig machen!
Habt ihr solche Situationen schon erlebt? Wie seid ihr damit umgegangen?
Das freut mich so für dich, Annie. Ich habe schon einige Jobs gehabt und auch ich hatte schon Situationen in denen ich sofort kündigen wollte, die gibt es immer 😉 Ich gehe gerne arbeiten und versuche mich von negativen Kollegen nicht beeindrucken zu lassen. Diese Kollegen gibt es auch überall, irgendwann hört man einfach nicht mehr hin und bildet sich lieber seine eigene Meinung
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Liebe Bee,
ich bin auch erstaunt, wie schnell ich über das Verharren hinweg gekommen bin. Sicherlich hat meine Kollegin ihre Gründe so zu reagieren, wie sie es tut. Ich versuche mich auf mich zu konzentrieren! Meine zweite Woche ist nun vorüber und es war anstrengend, aber auch gut.
Annie
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Super! 🙂
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Danke Alice! Du bist genauso super – vergiss das nicht!
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Sehr gut Annie, dass du durchgehalten hast und gefragt hast, so konnte es auch zum guten aufklären und einiges klar. Ich freue mich so sehr für dich und du kannst mächtig stolz auf dich sein.
Liebe Grüße
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Liebe Tanja,
ich bin auch mega stolz die ersten zwei Wochen durchgehalten zu haben. Die Arbeit war teilweise arg stressig, weil ich ganz alleine war, aber trotzdem hat es immer wieder Freude bereitet. Hoffentlich hält das noch eine Weile so an! Ich habe es auch in der Hand!
Annie
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Super, dass du durchgehalten hast! Es wird immer mal wieder Momente geben, wo es bestimmt nicht so doll ist. Aber solange die Grundarbeit und -stimmung stimmt, hört es sich ja gut an 🙂 Ich wünsche dir genügend Kraft!
Liebe Grüße, Frauke
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Ich danke dir Frauke! Gegen Ende der Woche bemerke ich die Müdigkeit, aber bisher konnte ich bereits an den Samstagen wieder auftanken. Ich bin sehr gespannt, was nächste Woche auf mich zukommt, aber ich freue mich auch!
Schönes Wochenende von Annnie
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Das klingt ja wunderbar, ich freue mich für dich! So stark, dass du die Hindernisse ausgehalten und überwunden hast!
Deine Geschichte macht mir Mut, dass ich das auch schaffen werde. Jetzt steht erstmal eine Reha an, aber ich kann es nicht erwarten, ENDLICH wieder arbeiten zu können. Auch wenn ich ordentlich Respekt vor dem Wiederanfang habe und nicht weiß, wie ich das stemmen soll – ich will auch mutig sein!
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Liebe Tatjana,
vielen Dank für deine netten Worte! Es war ein sehr langer und steiniger Weg bis ich an diesen Punkt in meinem angekommen bin. Es ist ein guter Schritt in die Reha zu gehen. Das erfordert auch schon sehr viel Mut! Nutz die Zeit dort für dich, schöpfe neue Kraft und Zuversicht!
Wir werden immer wieder schwierige Situationen erleben, die uns vor eine Herausforderung stellen. Ich bin jedoch mittlerweile so zuversichtlich, dass ich dass schaffen kann – auch wenn ich manchmal Hilfe von außen brauche. Ich wünsche dir einen guten Aufenthalt in der Reha!
Sonntagsgrüße von Annie
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Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft. Und auch Glück, vielleicht geht’s ja langsam in eine Aufwärtsspirale! Auch wenn man so eine Depression nicht einfach an der Garderobe abgeben kann, Bestätigung und fühlbare Erfolge tun einfach gut. Das „ich habe es in der Hand“ ist doch bestimmt ein gutes Gefühl. Daumen sind gedrückt!
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Im Augenblick tut mir die Arbeit echt gut, selbst wenn es super anstrengend und erschöpfend ist. Irgendwie macht es Spaß, wenn ich das so sagen kann. Ich versuche nicht zu weit voraus zu denken und genieße den Augenblick. Heute kam auch meine erste Gehaltsabrechnung – ein richtig schönes Gefühl!
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