Ich nutze jetzt einfach ganz dreist die letzte Stunde meiner EDV Einheit, um diesen Beitrag für euch zu beginnen. Seit gut 2 Wochen besuche ich die Frauenakademie – eine Maßnahme durch das Jobcenter. Dabei geht es vorrangig um die Unterstützung und Stärkung arbeitssuchender Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen längere Zeit aus ihrem Berufsleben rausgerissen waren.
Bisher habe ich noch nicht allzuviel Neues für mich mitgenommen. Manche Tage sind thematisch super interessant, z.B. ‚die 5 inneren Antreiber‘, ‚Teamrollen – wie verhalte ich mich innerhalb eines Teams‘, manche einfach nur langweilig – vier Stunden frühstücken und Zeit absitzen. Die EDV Einheiten nutze ich hauptsächlich für Stellenrecherche und Bewerbungen abschicken, damit ich diese Arbeit nicht mehr von zu Hause aus erledigen muss. In den Genuss eines (Einzel-)Jobcoachings bin ich bisher noch nicht gekommen, da die zuständige Frau im Urlaub ist.
Die Maßnahme findet jeden Tag von 9 bis 13 Uhr statt. Es sind nur 4 Stunden – für mich jedoch 4 Stunden bis zur Erschöpfung. Es ist eine riesige Umstellung, mich jeden Tag um 7 Uhr aus dem Bett zu kämpfen. Mittlerweile bekomme ich genügend Schlaf, weil ich abends gar nicht im Stande bin lange aufzubleiben. Trotzdem bleibt es jeden Morgen ein Kampf gegen die Energie- und Antriebslosigkeit.
Sobald ich nachmittags nach Hause komme, ist mein erster Gang ins Bett. Nicht immer brauche ich direkt ein Mittagsschläfchen, aber mindestens 30 Minuten dösen sind nötig um meine leeren Batterien ein wenig aufzuladen. Wenn ich dann so daliege, kommen häufig sehr viele Gedanken hoch – positiv wie negativ. Manchmal ist mir auch einfach nur zum Heulen.
„Wieso machen mich 4 Stunden so fertig?“
„Wie soll ich es jemals schaffen Vollzeit zu arbeiten?“ – „Ich muss nicht 40 Stunden arbeiten, damit ich gut leben kann!“
„Was ist falsch mit/an mir?“
„Ich muss mich noch dran gewöhnen!“ – „2 Wochen waren doch genügend Eingewöhung, wieso bin ich trotzdem noch so erschöpft?“
„Ich schaffe einfach gar nichts mehr! Was ist das für ein Leben?“
Dazu kamen letzte und diese Woche noch zusätzliche Termine wie Vorstellungsgespräche, Arzt, Unterstützung der Mut-Tour, Netzwerktreffen der Selbsthilfegruppen und Selbsthilfegruppe.
Ich bin verdammt stolz, dass ich keinen einzigen Termin abgesagt habe!
Durch diese verdammte Erschöpfung bleibt natürlich viel liegen – vor allem im Haushalt. Daher bitte ich euch um Geduld, falls hier nicht mehr regelmäßig Beiträge erscheinen. Ich möchte unbedingt eine äußere Struktur meines Lebens aufrecht erhalten, dafür fallen nur leider auch Dinge weg, die mir gut tun, z. B. der Blog und malen. Das gefällt mir ganz und gar nicht, doch ich brauche eine Grundordnung, damit ich mich guten Gewissens meinen Hobbys widmen kann.
Wie macht ihr das denn? Erreicht ihr schnell den Punkt der Erschöpfung, der euch völlig aus dem Alltag reißt? Was tut ihr dagegen? Wie kann ich es schaffen an den Wochenenden neben dem ganzen Haushalt noch zu regenerieren?
Kann dich absolut verstehen. Als ich in der Klinik angefangen habe und jeden Tag plötzlich um 7 Uhr aufstehen musste, war ich völlig fertig. Bin nach Hause gekommen und musste mich auch direkt hinlegen. Mittlerweile geht es etwas besser. Aber mittlerweile sind auch 11 Wochen vergangen.Und es gibt immer noch Tage, an denen ich mich aus dem Bett quälen muss und mich dazu quälen muss, nach der Klinik noch einkaufen zu gehen, obwohl ich mich nur hinlegen will. Bei mir ist es teilweise so, dass wenn ich trotz Erschöpfung noch etwas unternehme, ich dann wieder mehr Energie habe. Lege ich mich stattdessen hin, dann will ich nur noch schlafen.
Ja, das mit dem Haushalt ist so eine Sache… Ich versuche, so kleine Sachen immer gleich wieder wegzuräumen. Dass sich da gar nicht erst viel ansammeln kann. Und ansonsten versuche ich, Prioritäten zu setzen und nur das zu machen, was mich in dem Moment am meisten stört, bzw. was am dringendsten erledigt werden muss. Heißt natürlich auch, dass es nicht die ganze Zeit perfekt aussieht. Aber das ist für mich in Ordnung. Wie ist das bei dir?
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Liebe Alice,
es ist beruhigend zu lesen, dass du ebenfalls deine Zeit brauchtest dich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen. Wenn ich mich ein wenig ausgeruht habe, dann bin ich am frühen Abend etwas fitter, aber großartige Sprünge kann ich nicht machen. Vielleicht erwarte ich zu viel zu schnell?! In Punkto Haushalt möchte ich gerne eine Grundordnung haben. Heute habe ich z.B. das Wohnzimmer aufgeräumt – jetzt kann ich mich hier wohlfühlen und das Wochenende verbringen 🙂
Annie
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Eine Frage für Dich (Antwort an Dich selbst genügt): Gegen was in Dir kämpfst Du in den 4 Stunden?
Ich arbeite regulär 50%. Wenn ich merke, dass ich zu sehr gegen mich kämpfe – manchmal weiß ich nicht mal, wieso – dann lasse ich es auch mal. Das geht natürlich nicht immer, aber wenn nichts dringendes ansteht und ich nach 3 von 4h merke, dass ich mich selber anfange fertig zu machen, dann lasse ich es für den Tag. Auch versuche ich, mir „Kampfarbeit“ so einzuteilen, dass sie nicht zu viel Raum an einem Tag einnimmt. Ich kenne immer noch nicht alle Faktoren, aber ich habe immerhin mittlerweile ein Gefühl dafür. Vielleicht reicht das ja auch schon?
Nachdem ich für einen anderen Job erst heute morgen um 5 Uhr ins Bett gekommen bin, habe ich mich heute erfolgreich überredet, etwas sehr sinnvolles zu tun: Nichts. Das finde ich gar nicht so einfach, denn Tätigkeit ist ja potentiell auch Ablenkung von mir selbst und mit mir selbst (allein) ist es nicht immer so schön. Also bin ich herumgehangen ohne schlechtes Gewissen, habe einen kleinen Spaziergang durch die Stadt gemacht und war anständig essen.
Einfacher finde ich es mit körperlicher Arbeit, sonst könnte ich ja auch nicht von 1 Uhr bis 5 Uhr in der Nacht eine Bühne abbauen. Trotzdem muss ich da aber auch mit dem Kopf dabei sein, da ich meistens Hilfskräfte anweise und vor allem freiwillige Helfer im Einsatz habe, gerade die brauchen ein permanent wachsames Auge, weil sie sich kaum auskennen mit der Showtechnik. Manchmal wundere ich mich dann hinterher, wie gut das geht. Wach sein, anwesend sein, anleiten. Eines kommt zum anderen. Dann weiß ich, dass es geht, so im Großen und Ganzen. Auch wenn der Rücken irgendwann weh tut und das Koffein nicht mehr hilft. 😎
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Du, ich arbeite seit einigen Jahren auch nur noch 30 Stunden und glaub mir, es gab Tage, da haben mich selbst die sooooo umgehauen… Während ich früher locker 60 Stunden die Woche arbeiten konnte, zeigt mein Körper mir sehr genau, dass das nun nicht mehr geht. Und glaub mir, es gibt Tage, da finde ich das nicht so prickelnd 😉
Eines habe ich aber gelernt: auch wenn es jetzt vielleicht super anstregend ist, kann sich das nach und nach ändern und irgendwann wird es Schritt für Schritt leichter!
Ich drück dir die Daumen, dass du deine „Schwäche“ akzeptieren kannst!
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