negative Gedanken
Alltag, Borderline, Depression

Gedankenstress

„Was hast du für heute so geplant?“

„Geschirr spülen, durchsaugen, auf den Postmann warten, einkaufen, Sporteinheit, bloggen. Ich schaue, mal was ich heute auf die Reihe bekomme.“

„Das klingt nach einem entspannten Alltags-Tag.“


Entspannt? Ich empfinde es gerade als relativ stressig, selbst wenn die einzelnen Aufgaben nicht unbedingt viel Zeit in Anspruch nehmen. In meinem Kopf tanzt der Gedankenstress!

DU MÜSSTEST MAL WIEDER

  • Bettwäsche waschen
  • Bett frisch beziehen
  • Schlafzimmer entstauben
  • Wohnzimmer aufräumen
  • Bad putzen
  • Mäusegehege säubern

… und das ist nur die Liste für den Haushalt – weitere To Do’s nicht eingeschlossen. Mir ist natürlich bewusst, dass ich nicht alles auf einmal schaffen muss und gerade im Haushalt auch mal etwas liegen bleiben darf. Trotzdem ist es mir wichtig, eine gewisse Ordnung herzustellen, damit ich mich in meinen vier Wänden wohlfühle. Ich möchte nie wieder in den ‚Fast-Messie-Zustand‘ zurückfallen, den ich während meiner ersten schweren depressiven Episode hatte.

Damals war ich durch die Depression nicht fähig, mein kleines Appartement sauber zu halten. Irgendwann landete alles kreuz und quer auf dem Esstisch sowie auf dem Boden. Das Geschirr stand in der schlimmsten Zeit sicherlich knapp zwei Monate in der Küche herum, ohne gespült zu werden. Mir war es schlicht egal, ob es stinkt, fault oder schimmelt, weil mir jegliche Kraft fehlte. Rückblickend eine absolute Katastrophe, die sich niemals wiederholen sollte!

Ich vermute das ist einer der Gründe, wieso es mich stresst, wenn ich im Haushalt etwas liegen lasse. Die Gedanken daran sitzen wie ein Geschwür in meinem Kopf – ob bewusst oder unbewusst – und das Gefühl der Anspannung lässt mich nie völlig los. Wenn ich nicht aufpasse, entwickelt sich daraus eine negative Spirale.

Stress ~ Anspannung ~ Wut ~ Schuld ~ Hoffnungslosigkeit ~ Selbstzweifel

Ich frage mich, wie andere Menschen einen ’normalen‘ Alltag hinbekommen – Vollzeit arbeiten, Sport treiben, einem Hobby nachgehen, Freundschaften pflegen und die Wohnung blitzblank! Wie kann das gehen? Woher nehmen sie ihre Kraft?

Bei mir taucht hingegen die Sorge auf, ob ich jemals fähig sein werde, Arbeit und Alltag unter einen Hut zu bekommen. Wie soll das funktionieren, wenn schon alltägliche Pflichten mich derart stressen?

Einfach mal die Gedanken ziehen lassen

Ich denke es ist ein wichtiger Schritt, mir die gut versteckten Gedanken und die damit verbundene Anspannung bewusst zu machen. Mithilfe von Listen, versuche ich Prioritäten zu setzen. Damit erlaube ich mir auch einmal, bewusst durchzuatmen. Trotzdem hilft diese Methode nur begrenzt, weil es, wie bereits erwähnt, weiterhin in meinem Hinterkopf herumspukt.

Schrittchenweise vorgehen, nicht den ganzen Berg auf einmal erklimmen wollen – es ist jedes Mal das Gleiche und doch muss ich es mir wieder und wieder bewusst machen.

Wie ist das bei euch? Seht ihr wie ich vor lauter Berg die einzelnen Etappen nicht mehr? Fühlt ihr euch durch den Haushalt schon gestresst?

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14 Gedanken zu „Gedankenstress“

  1. Hallo,
    ich kenne das was Du schreibst nur zu gut! Ich habe nun einen Wochenplan – jeden Tag vor/nach der Arbeit eine Haushaltsaufgabe, ausserdem gehe ich nie ins Bett ohne das eine bestimmte Grundordnung herrscht. Jeden Sonntag bügeln und alles Überweisungen machen. Freitag Bad gründlich – Montag staubwischen /-sagen etc.

    Außerdem gibt es einen MonatsPlan z.B. für Bettwäsche wechseln (jd. 2 Samstag) etc.

    Natürlich sollte man für sich definieren was Sauberkeit/Ordnung für einen ist – da gibt es unterschiedliche Vorstellungen – muss man vom Boden essen können?

    Ich bin räume Dinge nach deren Nutzung gleich weg – also keine Kleiderstapel – wenn ich male liegt alles rum wenn ich fertig bin wird alles weggeräumt so entsteht gar nicht erst der grosse Stapel.

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    1. Liebe Lindi,
      ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar! Ich denke ein Wochen- bzw. Tagesplan kann nicht schaden. Wenn ich Arbeit finde, werde ich versuchen kleine Aufgaben am Ende des Tages einzubauen, genau wie du. Die Frage ist, ob ich das kräftemäßig schaffe, denn mir raubt ein normaler Alltag viel Energie. Vom Boden essen muss man bei mir nicht können, so pingelig bin ich nicht 😀 Ich halte es wie du, dass ich z.B. Geschirr immer direkt in die Küche räume, so dass auf dem Ess- oder Wohnzimmertisch gar nicht erst etwas stehen bleibt. Step by Step – das ist, denke ich, ein guter Ansatz!
      Annie

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  2. Liebe Annie,

    ich finde den Schritt, auch wenn er dich stresst, schon sehr gut, dass du hier nicht in das alte Muster fallen willst. Ich arbeite Vollzeit, habe Hobbies, Familie und Haushalt, ja und auch mich stresst es. Es bedarf einer genauen Einteilung, was ich wann mache, sonst erschlägt es mich. Du bist also nicht die Einzige 😉 keine Sorge.
    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Liebe Tanja,
      wie ich bereits schon einmal auf deinem Blog geschrieben habe, bewundere ich total wie du deinen Alltag hinbekommst. Ich wäre da sehr schnell am Ende meiner Kräfte. Wie kommst du von dem Stress runter? Was hilft dir Kraft zu tanken? Bei mir dauern Erholungsphasen über mehrere Tage, aber ich brauch irgendetwas, was mich schneller auftanken lässt!
      Herzliche Grüße von Annie

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  3. Liebe Annie,

    ich kenne das Gefühl ebenfalls sehr gut, dass es so viel ist, was ansteht und ich nicht weiß, wo ich beginnen soll. Dann fangen die Gedanken an zu rasen und alles erscheint gleichwichtig und dringend, obwohl es da ja nicht ist.
    Ich gehe dann ähnlich vor, wie du beschrieben hast. Ich mache To Do-Listen für die Woche, wo ich dann versuche, anstehende Aufgaben (Haushalt und anderes) auf die einzelnen Tage so zu verteilen, dass es einigermaßen gleichmäßig und nicht zu viel auf einmal wird. Dabei schaue ich dann auch, was ist wirklich wichtig und was kann ich notfalls ruhig noch etwas aufschieben. Dieses Grundgerüst hilft mir schon mal. Meine jeweilige Tagesform fließt dann auch noch mit ein: An guten Tage schaffe ich alles geplante, manchmal auch etwas mehr, an schlechten dafür weniger als gedacht. Irgendwie gleicht es sich dann aus.
    Gelassenheit ist das Zauberwort, an dem ich auch noch arbeite 😉

    Liebe Grüße
    Nebelherz

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    1. Liebe Nebelherz,
      Du beschreibst es ganz richtig – die Gedanken rasen und es erscheint mir so, als würde ein riesiger Berg auf mich zukommen, in dem ich nicht mehr ausweichen kann. Also begraben lassen oder Etappen angehen? Ein wichtiger Punkt, den du ansprichst – hab den ganz vergessen zu erwähnen. Bei mir ist es definitiv auch von der Tagesform abhängig, wie ich die Aufgaben empfinde. Wenn ich viele Dinge außer Haus erledigen muss, frisst das ne Menge Energie und stresst mich zusätzlich. Lass uns gemeinsam in Gelassenheit üben, ja? 😉
      Annie

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  4. Das kann bei mir schon auch vorkommen. Gerade ist es wieder mal soweit. Mit zwei Depris in einer WG wird alles nur noch schlimmer! Denn da habe ich ständig das Gefühl, ja nicht für mich selbst zu putzen, wenn die andere Person doch eh nie was macht. Das ist dann mein größeres Problem, als mich selbst zu motivieren. Aber zum Glück hat sich eine Alternative aufgetan, ein wunderschönes Haus mit viel Platz, Garten, Ruhe. Und mit Menschen, die ich kenne und die mich so nehmen, wie ich bin.

    Gegen den Haushaltsstress hilft mir: Wenn ich mich wegen Verdreckung gar nicht mehr wohlfühle, dann nehme ich mir jeden Tag ein Zimmer vor. Das ist eine Dosis, die ich gut packen kann. Spätestens nach einer Woche ist es dann alles wieder super. (Wenn dann nicht die o.g. Person wieder völlig ignorant in den dreckigen Wanderstiefeln in den Gemeinschaftsräumen herumlatscht.)

    Generell das Gefühl „alles sehr viel“ gibt es auch immer wieder. Gerade auch. In meinem Job mache ich Dinge, die ich noch nie gemacht habe. Das kommt öfter vor, aber dieses Mal ist es ein teuer bezahlter Auftrag. Sehr teuer. Schnell kann mir das im Kopf herumgeistern und nicht mehr rausgehen. Dann hilft: Selber rausgehen. Stiefel an und marschieren, bis das Adrenalin rausgeschwitzt ist. Und mit meinen Freunden darüber reden, was mich so umtreibt. Und vorübergehend auch: Nur noch das „Nötigste“ machen. Wobei Putzen auch zum Nötigsten gehören kann, wenn ich mich nicht mehr wohlfühle.

    Sicherlich haben das Problem sicher nicht nur depressive Menschen. Viele rennen nur noch und finden nie mehr Ruhe. Manche über Jahre. Bis zur Belastungsdepression. Das schreibt der Arzt auf den Zettel, wenn er Burnout meint.

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    1. Zwei Depris in einer Wohnung ist wirklich eine schwierige Situation. Habt ihr einen Haushaltsplan, an den sich gehalten werden muss? Es ist ja kein Zustand, wenn du immer alles für die zweite Person mitmachst. Als ich mit einer sehr guten Freundin, die auch psychisch erkrankt ist, zusammen gelebt habe, haben wir z.B. gemeinsam das Geschirr gespült. Ihr Zimmer war mir egal und mein Zimmer war ihr egal. Bad und Küche haben wir aufgeteilt und zur Bedingung gemacht, dass es mindestens einmal pro Woche geputzt wird. Ich finde es enorm wichtig sich in seiner Wohnung wohlzufühlen. Gerade wenn die depressiven Symptome anklopfen, sollte die Wohnung nicht als Multiplikator fungieren.

      Falls du ein wunderschönes, günstiges Haus mit großem Garten findest, in das mehrere Personen plus Haustiere einziehen könnten, gib mir bescheid 😉

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      1. Bis zum Haushaltsplan oder Putzplan sind wir in der Laufbahn unser WG nicht vorgedrungen. Meine Mitbewohnerin lebt, seit sie nicht mehr kifft, unter selbstspielenden Kopfhörern oder mit Ohrstöpseln drin. Ich als feinfühliger Mensch habe immer das Gefühl, erst mit dem Kommunikations-Schlagbohrer durch eine Stahlbetonwand zu müssen, um überhaupt etwas mitteilen zu können. Aber wenn ich es dann schaffe, ein Bedürfnis mitzuteilen, so wird das schon berücksichtigt. Für ein paar Tage lang, dann ist es wieder vergessen. Ich kann aber nicht permanent und wiederholt jemandem sagen, was ich möchte. Mittlerweile ist die Situation festgefahren und erstarrt, und das an sich macht mich fertig, das knüpft sehr an Depression an, ans Gefühl, festzustecken.

        Nun heißt es noch eine Weile aushalten, lieber nicht ausharren, das ist mir schon wieder zu statisch, und dann ist Umzug. Auch wenn ich noch keine Ahnung habe, wie ich den meistern soll. Am besten bis dahin kontinuierlich ausmisten, so wenig Zeug wie möglich umziehen.

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      2. Ist der Umzug denn schon geplant? Vielleicht wäre es wirklich keine schlechte Idee aus der Situation rauszugehen. Wenn es für ein Haus nicht reicht, dann such dir doch eine kleine Wohnung oder eine neue WG mit Menschen, die evtl. nicht erkrankt sind. Du klingst in der jetzigen Situation sehr frustriert – das ist keine gute Voraussetzung dich wohlzufühlen.

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      3. Klar ist der Umzug geplant. Die neue WG ist ein ganzes Haus und die baldigen Mitbewohner kenne ich schon länger. Immer wenn ich dort bin, geht es mir irgendwie nach kurzer Zeit automatisch besser. Das liegt natürlich an den Menschen, aber auch schon am Räumlichen, es ist einfach angenehm.

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      4. Da werde ich echt neidisch. Ich dachte bisher das wäre nur ein Gedankenkonstrukt von dir. Wann geht es denn los?
        Annie

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