Depression

Wenn das Loslegen unmöglich erscheint

… blicke ich auf meine Pinnwand und mir lacht einer von vielen Zettelchen mit der Botschaft entgegen: AKTIV sein tut mir gut!

Wer nun denkt ich würde daraufhin berauscht aufspringen, um umgehend meine Aufgaben zu erledigen, täuscht sich. Viel eher bleibe ich erst einmal sitzen, denke darüber nach, wann zum Geier ich diesen Zettel bloß geschrieben habe. In welcher Laune muss ich da wohl gewesen sein? Das ist völlig ausgeschlossen!

Jeder kennt die Tage, an denen scheinbar gar nichts geht. Die Müdigkeit drückt uns zurück ins kuschelig warme Bett, die Antriebslosigkeit lässt uns gerade einmal bis zum Sofa taumeln und die Motivationslosigkeit trübt die Gedanken ein, während um uns herum der Alltag rücksichtslos voranschreitet.

Wenn ich in der Depression stecke, fühlen sich diese Tage besonders schlimm an. In meinem Kopf türmen sich einzelne, sogar relativ kleine Aufgaben, zu einem riesigen Berg auf. Mein Körper ist müde, mein Geist gelähmt und irgendwo ganz hinten bahnt sich eine leise Stimme ihren Weg: „Leg doch einfach los!!“

So verarscht ich mich in dem Moment von dieser Stimme meist fühle, steckt doch ein Fünkchen Wahrheit dahinter. Der Zettel auf meiner Pinnwand ist der Beweis, denn er hängt dort nicht grundlos. Auf dieser Pinnwand sammele ich Botschaften und Sprüche, die mir gut tun, mich motivieren, mir Energie geben und mir dafür auch mal in den Hintern treten müssen.

Das Zettelchen mit der ‚Aktiv-Sein‘ Botschaft entstand an einem Tag, an dem ich verzweifelt auf dem Sofa saß und wieder einmal überzeugt war, nichts zu schaffen. Auch an diesem Tag sprach die leise Stimme: „Fang doch erstmal an!“ Also erhob ich mich ‚einfach so‘ von meinem Sofa, sammelte das Geschirr zusammen und brachte es in die Küche. Ich stellte den Durchlauferhitzer auf Spültemperatur, ließ das Wasser ein und begann mit guter Musik, die Art von Musik, bei der ich laut mitsingen kann muss, zu spülen.

Ungefähr bei der Hälfte des Geschirrs, merkte ich wie sich eine Art Energie in meinem ganzen Körper ausbreitete: Die Müdigkeit und Antriebslosigkeit wich dem Gefühl der Zufriedenheit, denn was mir unmöglich erschien, war urplötzlich gar nicht mehr so schwer.

Der Beginn ist das Übel. Solange ich nicht ausprobiere und ‚einfach‘ loslege, ergebe ich mich einer allumfassenden Lethargie – einzig erzeugt durch meine Gedanken. Das passiert leider noch genauso häufig, wie der Erfolg, mich selbst zu motivieren. Dabei muss ich mir folgendes immer wieder vor Augen halten:

„Es ist okay nur einen Teil des Berges abzutragen. Ich brauche den Gipfel nicht an einem Tag zu erstürmen. Ich darf über jeden einzelnen – noch so kleinen Schritt – stolz sein! Lauf los!“

Habt ihr Erfahrungen, Tricks oder Ideen im Umgang mit antriebslosen Tagen? Könnt ihr täglich genügend Energie für eure Aufgaben aufbringen? Behindern wir uns vielleicht sogar selbst, in dem wir die Depression als Grund zur Ausrede liefern?

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2 Gedanken zu „Wenn das Loslegen unmöglich erscheint“

  1. Was mir hilft, sind Listen. Klingt doof, ist aber so. Jede Aufgabe, die ich auf meiner Liste durchstreichen kann oder abhaken, ist ein unglaublicher Motivator – weil man dadurch auch visuell merkt, was man eigentlich alles leisten kann, wenn man aufhört, Zeit damit zu vergeuden, darüber nachzudenken, womit man denn überhaupt anfangen soll. Oft mache ich mir solche Listen schon im Vorfeld – wohlweißlich, dass ich wieder mal Tage haben werde, an dem mir schon das Erstellen einer Liste zu viel ist. (Das sind dann die schlimmen Tage…) Es hilft mir, eine gewisse Routine aufrecht zu erhalten und wie gesagt, im kleine Erfolgserlebnisse über den Tag hinweg zu haben… 🙂

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    1. Liebe Julia,
      ich hatte die Idee mit den Listen auch schon und manchmal bringen sie mir auch etwas. Leider nie nachhaltig genug. Genau wie du versuche ich mir eine Routine aufzubauen. Feste Tage für bestimmte Tätigkeiten im Haushalt. Das klappt soweit ganz gut, wenn ich nicht gerade krank bin oder einen ganz miesen Tag habe. Im Augenblick nutze ich eine Liste, die mehrere Unterteilungen hat (Besorgungen, Telefonate, Briefe/Post, Termine und Sonstiges). Darauf sammel ich dann alles, was mir in den Kopf kommt. Die wichtigsten Aufgaben markiere ich noch zusätzlich. Allerdings schiebe ich die unwichtigen solange vor mir her bis es nicht mehr anders geht. Was mir hilft wahrzunehmen wie viel ich trotzdem schaffe, ist mein abendliches Feedback. Ich schreibe auf was mir gelungen ist, woran ich Freude hatte und worin ich besonders gut war.
      Annie

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