Depressionen betrifft Körper
Depression, Familie

Mein Körper und meine Psyche

… sind ein eingespieltes Team

Ich bin mittlerweile seit einer Woche an meiner selbstdiagnostizierten Bronchitis erkrankt. Da der Hustenreiz nicht besser wird, lasse ich morgen doch einmal meine Ärztin draufschauen. So langsam bemerke ich, wie mir die sowieso spärlichen Energien ausgehen – der Körper ist schlapp, der Geist unkonzentriert und ich werde zunehmend quengelig.

Ich ruhe mich in Krankheitsphasen am liebsten auf dem Sofa aus. Als ich die letzten Tage dort gemütlich lag, gingen mir einige Gedanken durch den Kopf, z. B. wieso ich ausgerechnet JETZT, genau vor dem Besuch meiner Eltern krank geworden bin. Ist es nur ein Zufall oder möchte mir mein Körper damit etwas sagen? Immerhin hängen Körper und Psyche unzertrennbar zusammen.

Die Beziehung zu meinen Eltern ist seltsam‘ – ein anderes Wort fällt mir gerade dazu nicht ein. Einerseits empfinde ich vor ihren Besuchen so etwas wie Freude, andererseits bin ich genauso erleichtert, sie abends aus meiner Wohnung zu bugsieren. In einem gewissen Rahmen ist das wohl völlig normal zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern. Jedoch ziehen mir ihre Besuche ebenso eine große Menge Energie ab, die ich meist über mehrere Tage erst einmal wieder regenerieren muss.

Meine Mutter kommt mich regelmäßig besuchen, während ich meinen Vater jetzt schon längere Zeit nicht mehr gesehen habe. Wie lange unser letztes Aufeinandertreffen zurück liegt kann ich ehrlich gesagt gar nicht sagen. Im letzten Jahr ging es ihm körperlich sehr schlecht. Er musste mehrmals notfallmäßig ins Krankenhaus und wurde aufgrund von Herzrhythmusstörungen operiert. In dieser Zeit habe ich ihn kein einziges Mal besucht, da ich sehr ungern in meine alte Heimat fahre. Natürlich schwingt bei mir unterschwellig ein sehr großes schlechtes Gewissen mit. Meine Eltern sind mittlerweile in dem Alter, in dem ich mich auch mit der Frage auseinandersetze: „Was ist, wenn sie nicht mehr da sind?“

Zwischen meinem Vater und mir ist es kompliziert. In den letzten 10 Jahren haben wir unterschiedliche Phasen (Nähe über mich ergehen lassen – ihn anschreien – ihn komplett ignorieren – über Belangloses sprechen) durchlaufen müssen, bis ich einen für mich angemessenen Umgang finden konnte – solange er eben auf telefonischer Distanz ist. Die Grenze verschwimmt jedoch zu leicht im realen Kontakt.

Ist es an der Zeit die Dinge zwischen ihm und mir ‚rauszuhusten‘? Soll ich noch einmal einen Versuch wagen, den jahrelangen emotionalen Missbrauch anzusprechen, obwohl es schon einmal mit professioneller Hilfe schiefging? Eigentlich bin ich längst an dem Punkt die Vergangenheit hinter mir zu lassen – dachte ich. Sieht meine Seele es anders?

4 Gedanken zu „Mein Körper und meine Psyche“

  1. Hallo Annie,

    ja, deine Seele sieht es offensichtlich anders, sonst kämen solche Gedanken nicht. So sehr wie du das mit deinem Vater klären möchtest, doch manchmal kommt man einfach zu keinem Ergebnis. Zu einer solchen Aussprache, wie du sie dir wünschst, gehören beide Parteien, die offen sein wollen und zu einem Konsens kommen wollen. Nachdem was ich hier lese, denke ich eher, dass das nicht der Fall ist. So hart wie es klingt, hake es einfach für dich ab. Die Beziehung zu meinem Vater ist auch nicht gut, ich rede (wie du beschreibst) über Belangloses und das ist es. Bei mir ist in Bezug auf ihn Gleichgültigkeit eingekehrt, ein langjähriger Prozess.

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    1. Liebe Bee,
      ich bin mit dem Thema auch schon sehr weit vorangekommen. Als ich in den USA war, habe ich Briefe an jedes einzelne Familienmitglied geschrieben, in dem ich alles herausließ, was in mir saß. Danach haben wir die Briefe verbrannt bzw. verbuddelt. In der ersten Zeit danach, waren die Gedanken trotzdem nicht weg, aber es ließ mit der Zeit immer weiter nach. Mir kam das eben nur wegen meiner jetzigen Krankheit wieder in den Sinn. Ist dir dein Vater wirklich gleichgültig? Woran bemerkst du das?
      Annie

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  2. Hallo Annie,
    lass dich unbedingt vom Arzt durchchecken. Nicht das du da was verschleppst.
    Ich denke, eine Seele und selbst, wird das immer wieder mal beschäftigen und nie abschließen.
    Liebe Grüße und Gute Besserung
    Tanja

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    1. Hallo Tanja,
      meine Hausärztin meinte ich soll mehrmals am Tag inhalieren und Prospan zu mir nehmen. Zum Glück kein Antibiotikum. Mein Eisenwert ist noch relativ niedrig, so dass das Immunsystem auch angeschlagen ist meinte sie. Jetzt gilt es mir Zeit zu lassen um gesund zu werden.
      Liebe Grüße in das schöne Österreich!

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