Familie

Oh du schöne Weihnachtszeit

Weihnachten ist eigentlich überhaupt nicht meine Zeit. Seit Jahren verbringe ich den heiligen Abend alleine bei mir in der Wohnung und fürchte mich jedesmal vor diesem Tag. Auch dieses Jahr spukten wieder wilde Gedanken durch meinen Kopf, ob ich die Festtage emotional gut überstehen werde. Das Kind wünscht sich immer aufs Neue ein Weihnachtsfest mit Familie, bei dem alles friedlich und beschaulich zugeht, wie es häufig in Weihnachtsfilmen gezeigt wird. Mutter, Vater und Kinder vor bunt geschmückten Weihnachtsbäumen, Kerzenlicht aus allen Ecken, viel Liebe und Geschenke von Herzen.

Letzten Freitag war meine Mutter bei mir – ein vorab Weihnachtsbesuch. Sie brachte selbst gemachte Kekse mit und gab sich wirklich Mühe, mir etwas Gutes zu tun. Es fällt mir nur so schrecklich schwer, ihre Bemühungen anzuerkennen. Dabei drängt sie mich gar nicht mehr, an Weihnachten unbedingt zu ihnen nach Hause zu kommen – zumindest nicht auf direkte Art. Wir saßen in der Stadt beim Essen zusammen, als sie mir erzählte, mein Vater habe am Vorabend geweint. Sie fragte ihn, ob es ihm nicht gut ginge – nein, daran lag es nicht. Er weinte, weil ich (das geliebte Kind) an Weihnachten nicht mehr zur Familie komme, überhaupt käme ich ja gar nicht mehr in die Heimat.

Solche Situationen machen mich hilflos. Meiner Mutter gegenüber gab ich mich abweisend, es berührte mich emotional jedoch so stark, dass ich mit meiner Entscheidung nicht zu fahren ins Schwanken geraten bin. Meine Therapeutin fragte mich, was diese Situation bei mir auslöse. Vorrangig Schuldgefühle, denn ich weiß nicht, wie lange ich meine Eltern noch haben werde – ich liebe sie doch auch auf irgendeine Weise. Diese gefühlte Schuld lastet wie ein riesiger Stein auf mir. Dabei bin ich weder herzlos noch egoistisch. Ich versuche nur, auf mich selbst aufzupassen.

Jetzt ist der heilige Abend vorbei – und was soll ich sagen?? Es war wie jedes Jahr nur ein Tag im Dezember, der gar nicht so besonders war, wie es immer gesagt wird. Ich hatte es mir auf dem Sofa gemütlich gemacht, Nudelsalat mit Würstchen gegessen, meine neuen Buntstifte an einem Bild aus dem Zencolor Buch ausprobiert und am Abend den zweiten Teil des Hobbits geschaut. Ein schöner gelungener Abend ohne Schuldgefühle.

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Ich hoffe ihr verbringt eure weihnachtlichen Tage so, wie ihr es möchtet und für euch am besten ist. Jeder von euch ist es wert, auf sich zu achten!

Was war das Besondere an Heilig Abend bei euch? Irgendein Geschenk? Ein leckeres Gericht? Eine Aktivität? Familie?

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11 Gedanken zu „Oh du schöne Weihnachtszeit“

  1. Liebe Annie,

    ich kann das nachempfinden, gerade Filme geben einem eine Schein-Realität vor, der man gar nicht gerecht werden kann. Wir feiern Weihnachten mit unserer Familie (inkl meiner Eltern) an Heiligabend und auch am 2. Weihnachtstag, da kommt auch noch die Familie meines Bruders dazu. Weihnachten ist für uns eine logistische Höchstleistung, die durchaus mit Stress verbunden ist. Morgen, wenn alle kommen, sind wir idR total kaputt und freuen uns auf ein paar ruhige Stunden nachdem alle weg sind. Trotzdem freue ich mich, dass alle zusammen kommen.

    Silvester feiere ich nur mit meinem Mann und meiner Tochter. Still und ruhig, wir spielen, schauen vielleicht einen Film, es gibt Raclette. Und wer es nicht bis 24h schafft, geht ins Bett. Das brauche ich immer nach Weihnachten – Zeit für uns.

    Ich wünsche dir eine fröhliche Zeit, so wie du sie verbringen möchtest und es genießen kannst.

    Herzliche Grüße, Bee

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    1. Liebe Bee,
      herzlichen Dank für deinen Kommentar. Ich wünsche dir für heute trotz dem Besuch deiner Familie einen stressfreien Tag! Manchmal bürden wir uns selbst zu viel Druck auf etwas Tolles zaubern zu müssen, um z.B. andere zu beeindrucken, zufrieden zu stellen etc. Dabei ist das alles total unwichtig – es geht doch viel mehr um das Zusammen sein, Familie und Liebe. Gönn dir heute Abend die Ruhe, die du verdienst!
      Silvester klingt bei euch sehr angenehm – ich mag es da auch lieber ruhig.
      Ich denk heute an dich, tu du es auch 🙂
      Annie

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  2. Äähhhmm, mir fehlen gerade etwas die Worte. Dein Post hat mich sehr berührt. Ich hoffe, dir wird es bald besser gehen, du weisst wie ich es meine. Ich wünsche dir alles Gute. Liebe Grüße Sandra von onlinetagebuchvonsandra.blogspot.com

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    1. Liebe Sandra
      mir geht es eigentlich gerade gar nicht so schlecht, wenn ich bedenke, dass Weihnachten ist. Hast du die Feiertage bisher gut überstanden? Feierst du mit Großfamilie oder eher im kleinen Rahmen?
      Annie

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  3. Hallo Annie,

    zuerst einmal, wow deine Vögel sind klasse und sehr farbenfroh.
    Es ist sicher nicht einfach, wenn man eigentlich niemanden vor den Kopf stoßen möchte es aber nicht ganz so machen kann wie es gerne hätte sein sollen.
    Du hast auch Recht mit der begrenzten Zeit, die man mit seinen Liebsten hat. Auch wenn wir es wissen, so können wir trotzdem nichts daran ändern, das es manchmal einfach nicht geht.
    Ich wünsche dir wunderschöne Weihnachtsfeiertage
    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Hallo Tanja,
      vielen lieben Dank für dein Kompliment! Ich hoffe du hast die Weihnachtstage bisher gut überstanden?! Hattet ihr Familienbesuch oder bleibt deine kleine Familie unter sich? Du hast vollkommen Recht damit, dass wir selbst bestimmen können wie wir unser Leben gestalten – und ja, manchmal geht es einfach nicht anders, auch wenn ich es wollen würde.
      Annie

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  4. Hallo Annie,
    wie jedes Jahr zuerst zur Mama meines Mannes mit ganzer Familie, danach zu meinen Bruder mit Papa. Am Abend erledigt zuhause gemütlich die Bescherung. Jedes Jahr sage ich, jetzt nicht mehr, wir bleiben zuhause und fahren nirgends hin. Tja, und jedes Jahr dann doch wieder

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  5. Liebe Annie,

    ich finde es beeindruckend, wie gut Du auf Dich achtgeben und Dir für Dich die Tage schön gestalten kannst! Ich selbst habe nicht den Mut, meinen Eltern zu sagen, dass ich Weihnachten nicht zu ihnen kommen mag …

    Dein Bild ist übrigens ganz klasse geworden *Daumenhoch 😉

    Hast Du alles frei Hand gezeichnet?

    Wie verbringst Du Silvester?

    Liebe Grüße,
    Nora

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    1. Liebe Nora
      mir gelingt es auch nicht immer auf mich aufzupassen. Ich bemühe mich allerdings darum. Hoffentlich war dein Weihnachtsfest trotz Eltern noch angenehm?! Wofür fürchtest du dich, wenn du ihnen sagst, dass du nicht bei ihnen feierst? Du hast ja auch einen Partner, mit dem du theoretisch zusammen feiern könntest – das müssen sie ja auch bedenken.
      Silvester werde ich voraussichtlich auch alleine verbringen, was vollkommen ok ist. Evtl. ergibt sich noch ein Spieleabend mit einer Freundin – aber noch vage!
      Wie feiert ihr Silvester?
      Annie

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  6. Es ist gar nicht so einfach, auf sich selbst aufzupassen, wenn man dabei andere auch mal außen vor lassen muss. Es gibt aber auch Menschen, die das verstehen, denen man ehrlich sagen kann: Ich brauche Zeit für mich und meinen Kram, lass mal gut sein. Eltern gehören da für mich leider nicht dazu. Die wünschen meine Anwesenheit… schaffen es dann aber auf krasse Art nicht, auf mich einzugehen, wenn ich mal was zu erzählen habe, egal ob Positives oder Negatives. Und damit ist Weihnachten dann auch schwierig und ich bin immer auch froh, wenn ich wieder weg bin. Eine verfahrene Situation: Ich habe nur diese eine Familie, aber in der geht es gar nicht zu wie in einer Familie. Obwohl sich alle das wünschen, es ist einfach zu kaputt, als das es noch zu kitten wäre.

    Was bleibt, ist es selbst besser zu machen, wenn man das Glück hat, seine eigene kleine Familie zu haben.

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  7. Liebe Annie,
    wünsche dir ein gesundes neues Jahr.
    Möge es ein gutes werden, dass dir hoffentlich viele schöne Momente beschert.
    Lieben Gruß
    Hans

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