…oder auch mein inneres Kind rebelliert
Es gibt diese Momente in meinem Leben, in denen die kleine Annie sich auf den Boden schmeißt, mit den Fäusten trommelt und laut heraus schreit, was ihr nicht passt. Jedem mit einem Kleinkind werden diese Situationen in unterschiedlichem Ausmaß bekannt vorkommen. Bei mir handelt es sich um ein inneres Phänomen, welches nur schwer in den Griff zu bekommen ist. Die kleine Annie schreit nur in seltenen Fällen wirklich durch meinen Mund in die Welt hinaus. Viel eher bäumt sie sich auf und erzeugt trotzige Gedanken und Gefühle.
In den letzten vier Wochen gab es drei Situationen, in denen mir der Trotz meines inneren Kindes bewusster geworden ist.
Ich beginne mit einer Situation, die in Verbindung mit meinem letzten Blogeintrag Die Sache mit den Listen steht. Nachdem ich meinen Artikel veröffentlicht hatte, telefonierte ich mit einem Freund und informierte ihn kurz über den Inhalt. Er gab mir Tipps, wie ich meine Listenplanungen noch verbessern könnte. Die Vorschläge waren wirklich nicht schlecht, aber in mir regte sich die kleine Annie; sie nahm schon Anlauf um sich mit eleganter Geste hinzuschmeißen. Deshalb lenkte ich das Gespräch so schnell es möglich war in eine andere Richtung.
Eine weitere Situation war ein Gespräch mit meiner (ehemaligen) Beraterin Frau G. Ich kann nicht mehr genau nachvollziehen wie wir auf das Thema gekommen sind; es ging um Verhaltenstherapie vs. Psychoanalyse. Meiner Meinung nach ist eine Verhaltenstherapie für mich passender, um besser mit meinen Gedanken und Gefühlen während einer depressiven Phase umzugehen. Frau G. hielt mir entgegen, dass es nicht unbedingt auf die Therapieart ankomme, sondern der Therapeut zu mir passen müsse. Grundsätzlich stimme ich dieser Meinung zu. Allerdings fühlte sich die kleine Annie in die Enge getrieben, denn „die doofe Frau G. weiß einfach nicht was gut für mich ist!“. Aus meinem Mund kam nur ein trotziges „Ich mache aber keine Psychoanalyse“ (…und Punkt!).
Die letzte Situation war vor ein paar Wochen, als mir meine Mutter wegen meines kaputten Fußes mit dem Haushalt half. Sie wusste von meinem Rezept für die Krankengymnastik, das ich ein paar Tage zuvor von meinem Arzt bekommen hatte. Seitdem erinnerte sie mich in jedem Telefonat mehrmals daran, mir einen Physiotherapeuten zu suchen. An dem Tag, als sie wieder einmal für mich einkaufte, hatte ich mehrere erfolglose Telefonate mit Physiotherapie Praxen. Daraufhin fing meine Mutter erneut damit an, wie wichtig es sei, schnellst möglich einen Physiotherapeuten zu finden. Schließlich laufe das Rezept (angeblich) innerhalb einer Woche ab. Das war der Punkt, an dem ich die Kontrolle verlor und klein Annie sie vollständig übernahm. Ich knallte mit der flachen Hand auf den Tisch und schrie so laut, dass es sicher noch die Nachbarn drei Häuser weiter gehört haben müssen. Doch in diesem kurzen Moment war mir alles egal. Natürlich kam aus meinem Mund nichts produktives, eher ein Gekeife über mein erwachsenes Leben und meine Selbstständigkeit.
Was genau triggert mein inneres Kind, wenn es so dermaßen ausflippt und nur trotzige Antworten gibt?

Ich vermute es geht um meine Selbstständigkeit und die Freiheit, meine eigenen Entscheidungen fällen zu dürfen. Es gibt Momente in meinem Leben, in denen ich der Überzeugung bin zu wissen, was mir gut tut oder hilft. Sobald mir eine andere Person nun Vorschläge macht oder eine andere Sichtweise aufzeigen möchte, überkommt mich der Trotz. Ich fühle mich persönlich angegriffen, nicht wahr bzw. ernst genommen und eingezwängt. Sicherlich liegt diese Reaktion ein Stück weit an meiner eigenen inneren Einstellung. Zu häufig nehme ich mich selbst nicht ernst. Projiziere ich also meine eigenen Empfindlichkeiten nach außen?
Mir ist es wichtig, in die Richtung laufen zu können, die ich für die richtige Wahl halte. Irren ist schließlich menschlich! Gerade deshalb möchte ich mich selbst ernst nehmen können und erwarte dies auch von meinen Mitmenschen. Wie zügele ich also die kleine Annie in mir? Muss ich das überhaupt? Vielleicht liegt die Lösung ganz einfach in einer Kooperation?!
Was ich noch lernen muss: Das Kind in mir wahrnehmen, auf seine Reaktionen achten, es spüren und nachvollziehen, was es mir mitteilen möchte.
Hallo Anni,ich denke nicht, dass man jemals sein inneres Kind wirklich gezügelt bekommt. (oder bekommen sollte) Ich für meinen Teil habe mir angewöhnt hin und wieder das Kind in mir in kontrollierter Umgebung freien Lauf zu lassen. Wie genau, das muss jeder für sich selbt herrausfinden, wichtig ist nur, dass man dabei niemandem "auf den schlips treten" kann oder schlimmeres.
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Lieber anonymer Posterich denke auch, dass man sein inneres Kind nicht komplett zügeln sollte, es darf da sein, nur mir wäre es wichtig es ein bisschen unter Kontrolle halten zu können. Es ist eben nicht hilfreich, wenn ich einfach trotzig drauf losschieße oder innerlich von negativen Gefühlen befallen werde. Reflektion, ist das Stichwort glaub ich.Annie
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Hallo Annie,ich kann oder will auch nicht, dir einen Ratschlag geben, das steht mir nicht zu und zum anderem wäre es ziemlich kontraproduktiv …… ich kann dir nur schreiben, dass es mir in jüngeren Jahren ähnlich ging, um so mehr ich daran erinnert wurde was ich zu tun hätte oder auch nicht, um so trotziger hab ich reagiert. Manchmal auch zum Nachteil für meiner Selbst bzw. für mein Leben als solches (das war mir dann egal).Heute älter (zwar nicht weiser aber ausgeglichener) und seit einiger Zeit den Frieden mit meinem inneren Kind geschlossen. Das soll heißen, ich lasse mir nichts aufzwingen (auch das selbige Gefühl nicht) und halte mich da auch nicht mehr zurück. Ein Nein oder auch Ich will das nicht, fällt mir heute um einiges leichter und lässt diese Trotzreaktionen fast gänzlich verschwinden. Es bedarf Übung und ein gewisses Maß an Gelassenheit, was "man" aber lernen kann (und das geht nicht von heut auf morgen).Ein schöner und selbstkritischer Beitrag, der mir gefällt.Einen schönen Donnerstag von mirLG Ede
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Lieber Ededu hast Recht – ich reagiere mitunter trotzig, sträube mich total gegen etwas und weiß im Grund genau, wie sehr ich mir damit auch selbst schade. Da ist mein Wesen noch ausbaufähig ;-)Danke für deinen netten Beitrag!Annie
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Hallo Annie,das innere Kind schlummert in uns allen 😉 Trotzige Phasen gibt es auch bei mir, wo ich dann schnippische Antworten gebe und danach denke – Gott wie ein Teenager! Wie Ede schon schreibt, leider ist es mit Arbeit verbunden um es abzulegen bzw. Übung.Liebe Grüße Tanja
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Liebe Tanjaauch dir vielen Dank für deinen Beitrag. Ich musste gerade schmunzeln als ich las "Gott – wie ein Teenager!" Im Grunde schreibt uns keiner vor, wie es wirklich ist "erwachsen" zu sein. In jedem von uns steckt etwas kindliches. Nur wie weiter oben schon geschrieben, hätte ich diesen Teil gerne ein bisschen mehr unter Kontrolle.Annie
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